Im Jahre 1936 wurde mit den ersten Planungen der "Hollandlinie" begonnen. Die Entwurfsbearbeitung gestaltete sich recht schwierig, da die Autobahn durch die Industriegebiete von Oberhausen und Dinslaken mit ihren vielseitigen wirtschaftlichen und industriellen Interessen führt. Trotzdem konnte bereits im Juli 1939 mit den Bauarbeiten im Abschnitt Oberhausener Kreuz – Anschlußstelle Wesel begonnen werden. Die Arbeiten mußten jedoch im Oktober des gleichen Jahres infolge des Krieges wieder eingestellt werden. Im Juli 1940 wurden die stillgelegten Arbeiten weitergeführt und gleichzeitig der Bau der gesamten Strecke in Angriff genommen. Im März 1942 mußten die Bauarbeiten teilweise und im Mai 1942 endgültig eingestellt werden.
Bis zu diesem Zeitpunkt waren Arbeiten im Werte von etwa 31,5 Mio RM ausgeführt. Mit diesen Mitteln wurden von allen Dingen das Baugelände im Zuge der Gesamtstrecke freigemacht und etwa 35 % der notwendigen Bodenbewegungen ausgeführt. Außerdem war mit der Herstellung von 29 Bauwerken begonnen worden.
Bei der Wiederaufnahme der Planung durch das im Dezember 1956 neu gegründete Autobahn-Neubauamt Wesel des Landschaftsverbandes Rheinland mußten zunächst umfangreiche Aufnahmen gemacht werden, um das Ausmaß der bereits durchgeführten Arbeiten festzustellen und die Unterlagen für eine neue Bearbeitung der Projekte zu beschaffen, weil nahezu alle Unterlagen durch Kriegseinwirkungen in Verlust geraten waren.
Beim Beginn der Bauarbeiten an der Hollandlinie in den Jahren 1939 bis 1942 hatte die Verwaltung der damaligen Reichsautobahnen Verhandlungen mit den Grundbesitzern aufgenommen, die von dem Bau der Trasse betroffen wurden. Der Personalmangel während der Kriegsjahre führt jedoch dazu, daß Grunderwerbsverträge nur in wenigen Fällen abgeschlossen werden konnten.
Vor Wiederaufnahme der Bauarbeiten im Jahre 1959 mußten daher zunächst die unterbrochenen Verhandlungen mit den betroffenen Grundbesitzern wieder aufgenommen und zu Ende geführt werden. Erfreulicherweise gelang es, die alten Grunderwerbsakten aus dem Jahre 1939/42 wieder aufzufinden. Sie waren während des Krieges ausgelagert und dadurch gerettet worden, während die übrigen Akten – vor allem die Bauakten – durch Kriegseinwirkungen restlos vernichtet worden waren.
Änderungen in der Trassenführung sowie zusätzliche Anlagen und die notwendige Umplanung bereits vorgesehener Anschlußstellen erforderten weiteren zusätzlichen Grunderwerb.
Die Neutrassierung folgt im wesentlichen der alten Linienführung. Die Bundesautobahn verläuft entlang der östlichen Randhöhen des Niederrheintales und durchquert bis zur Lippe ein Bergbaugebiet, in dem Bergsenkungen bis zu 8 m erwartet werden. Nördlich der Lippe verläuft die Trasse im Zuge des Dünensaumes parallel zum Rhein, durchquert westlich der Vehlinger Berge ein großes Sumpf- und Moorgebiet und erreicht nach Durchschneiden der "Eltener Berge", die sich bis zu 82 m über Meeresspiegel erheben, die deutsch-niederländische Grenze.
Unter Berücksichtigung neuerer Erkenntnisse und Vorschriften wurden die Entwürfe überarbeitet, die Übergangsbögen durch Klothoiden verbessert und Wannen- und Kuppenausrundungen zum Teil vergrößert. Zu den ursprünglich vorgesehenen sechs Anschlußstellen wurden im südlichen Bereich drei weitere eingeplant, um der künftigen industriellen Entwicklung Rechnung zu tragen.
Die Verlängerung der Hollandlinie nach Süden über die Bundesautobahn Köln – Berlin bis in das Stadtgebiet von Oberhausen machte es erforderlich, die früher geplante Dreieckslösung zum Anschluß an die Bundesautobahn Köln – Berlin durch ein volles Kleeblatt, das "Oberhausener Kreuz" zu ersetzen.
Die Lichtraummaße der Bauwerke wurden überprüft und den gestiegenen Verkehrsanforderungen angepaßt. Der Autobahnquerschnitt ist von 26,50 m auf 30,00 m verbreitet worden.
Die beiden je 7,50 m breiten Richtungsfahrbahnen, zuzüglich je zwei 0,75 m breiten Betonrandstreifen, trennt ein 4,00 m breiter Mittelstreifen. Zur Aufnahme haftender Fahrzeuge dienen beiderseits der Hauptfahrbahnen je 2,50 m breite Standspuren mit 1,50 m breiten unbefestigten Seitenstreifen (Bankette).
Mit den eigentlichen Bauarbeiten konnte in dem Abschnitt Oberhausener Kreuz – Anschlußstelle Wesel am 1. Juni 1958 begonnen werden. Am 14. Juli 1961 gab der Bundesminister für Verkehr dieses 17,5 km lange Teilstück für den Verkehr frei.
Am 20. September 1959 war bereits in dem "Zubringer Oberhausen", der südlichen Fortsetzung der Hollandlinie über das Oberhausener Kreuz hinaus bis zur Bundesstraße 223, mit den Arbeiten begonnen worden. Gleichzeitig liefen in Zusammenarbeit mit der niederländischen Straßenbauverwaltung die Bauarbeiten an dem 7,2 km langen Teilstück von der jetzigen Zollübergangsstelle Elten bis zur provisorischen Anschlußstelle Emmerich an. In diesem Abschnitt wurde im Gebiet Elten, daß zu jener Zeit noch unter niederländischer Verwaltung stand, der Abschnitt von der jetzigen Zollübergangsstelle bis zur damaligen Grenze – der Wild – von der niederländischen Straßenbauverwaltung nach dem deutschen Ausbauquerschnitt unter Beteiligung niederländischer und deutscher Straßenbauunternehmungen ausgeführt.
Die Planung, Ausschreibung und Überwachung der Arbeiten in diesem Bereich erfolgte in engster Zusammenarbeit zwischen der zuständigen niederländischen Straßenbaudienststelle, dem Rijkswaterstaat Directie Wegen, Afdeling Utrecht und dem Autobahn-Neubauamt Wesel. Am 20. April 1962 konnte der Abschnitt von der Zollübergangsstelle Elten bis zur provisorischen Anschlußstelle Emmerich in Anwesenheit des niederländisches Ministers für Verkeer en Waterstaat und des Ministers für Landesplanung, Wohnungsbau und öffentliche Arbeiten des Landes Nordrhein-Westfalen feierlich dem Verkehr übergeben werden.
Am 18. Juli 1963 wurde der "Anschluß Oberhausen" von Anschlußstelle Oberhausen-Dorstener Straße (Bundesstraße 223) bis zum Oberhausener Kreuz und am 17. Dezember des gleichen Jahres der Abschnitt zwischen der Anschlußstelle Wesel und der Anschlußstelle Hamminkeln mit einer Gesamtlänge von 13,2 km für den Verkehr freigegeben. In dem letztgenannten Abschnitt war mit den Bauarbeiten im Juni 1962 begonnen worden.
In dem 28 km langen restlichen Abschnitt der Hollandlinie – zwischen den Anschlußstelle Hamminkeln und der Anschlußstelle Emmerich – begannen die Bauarbeiten im Herbst 1963. Sie konnten so gefördert werden, daß es möglich war, am 27. April 1965 dieses letzte Teilstück und damit die gesamte Autobahn Hollandlinie für den Verkehr freizugeben.