Die VDE-Projekte streben ihrer Vollendung entgegen

 

Bereits Mitte 2004 waren mit rund 850 km weit mehr als zwei Drittel der Verkehrsprojekte Deutsche Einheit (VDE) im Zuständigkeitsbereich der DEGES unter Verkehr, bis Mitte 2005 kommen weitere 76 km fertiggestellte Autobahn dazu. Allein an der A 20 werden noch in 2004 die Abschnitte Lgr. SH/MV – Schönberg, Grimmen-Ost – Greifswald und Jarmen – Anklam mit zusammen 35 km Länge in Betrieb genommen, so daß Ende des Jahres ca. 257 km und damit über 80 Prozent des VDE Nr. 10 unter Verkehr sein werden. Eine durchgängige Befahrbarkeit der A 20 bis Ende 2005 herzustellen war das große Ziel, und es spricht alles dafür, daß es erreicht wird.

Außerordentlich wichtig für Mecklenburg-Vorpommern und insbesondere für die Insel Rügen ist die Tatsache, daß mit dem feierlichen Baubeginn an der 2. Strelasundquerung am 31. August 2004 der entscheidende Bauabschnitt für den B 96n-Zubringer Stralsund/Rügen in Angriff genommen werden konnte. Nach vorliegendem Zeitplan wird das imposante Brückenbauwerk mit einer Gesamtlänge von 2831 m rechtzeitig zum Beginn der Ferienreisezeit im Sommer 2007 fertiggestellt sein. Die kilometerlangen Staus am Rügendamm gehören dann der Vergangenheit an.

Auch an der West-Ost-Achse A 38/A 143 in Thüringen und Sachsen-Anhalt gehen die Arbeiten zügig voran. Schon im März 2004 erfolgte der offizielle Anschlag für den 1724 m langen „Heidkopftunnel – Tunnel der Deutschen Einheit“, der unter der ehemaligen Grenze zwischen Niedersachsen und Thüringen hindurchführen und eine Verbindung zwischen den beiden Bundesländern herstellen wird.

In Südthüringen sind rund 83 km der A 71 (davon 6,9 km einseitig) unter Verkehr, im Tunnel Eichelberg, dem letzten von insgesamt sechs Tunnelbauwerken an dieser Autobahn, läuft der Innenausbau. Damit sind auch hier alle Voraussetzungen für einen planmäßigen Abschluß der Bauarbeiten bis Ende 2005 gegeben. Die zum VDE Nr. 16 gehörende A 73 wird Anfang 2005 zwischen dem Autobahndreieck Suhl und Eisfeld-Nord durchgehend im Bau sein. Der südlichste Abschnitt bis zur Landesgrenze Bayern ist bereits unter Verkehr.

Neben zusätzlichen Straßenbauprojekten, die der DEGES in den letzten Jahren übertragen worden sind (VDE-Zubringerprojekte und sonstige Länderprojekte), hat die DEGES mit dem City-Tunnel Leipzig erstmals auch das Projektmanagement für ein Eisenbahn-Projekt übernommen.

 

Firmenportrait

 

Als Projektmanagementgesellschaft nimmt die DEGES die Funktion als Bauherr und Hausherr (ohne hoheitliche Aufgaben) wahr. In einem komplexen und in sich vernetzten Projekt- und Qualitätsmanagement koordiniert, optimiert und kontrolliert die DEGES die Leistungen externer Planer, Bauüberwacher, Grunderwerber und sonstiger ausgewählter Dienstleister.

Gegenstand des Unternehmens sind somit Planung und Baudurchführung (Bauvorbereitung und Bauüberwachung) von und für Bundesfernstraßen oder wesentlichen Teilen davon im Rahmen der Auftragsverwaltung gemäß Artikel 90 Grundgesetz. Entsprechendes gilt für vergleichbare Verkehrsinfrastrukturprojekte in der Baulast der Gesellschafter einschließlich zugehöriger Aufgaben. Die Beauftragung erfolgt jeweils auf der Grundlage von Dienstleistungsverträgen mit dem beauftragenden Gesellschafter.

Auf dieser Basis haben die neuen Bundesländer die DEGES mit der Planung und Baudurchführung eines Großteils der Verkehrsprojekte Deutsche Einheit – Straße (VDE – Straße), von VDE-Zubringerprojekten sowie sonstigen Länderprojekten des Straßenbaus beauftragt. Insgesamt zeichnet die DEGES für den Aus- bzw. Neubau von ca. 1350 km Bundesfernstraßen (VDE und VDE-Zubringerprojekte) verantwortlich. Das Gesamtinvestitionsvolumen hierfür liegt bei ca. 9,6 Mrd. €.

Hinzu kommen sonstige Länderprojekte in Thüringen und Sachsen mit ca. 170 km Länge und einem Investitionsvolumen von rund 607 Mio. €. Neben den Straßenbauprojekten erhielt die DEGES im Berichtsjahr vom Freistaat Sachsen den Auftrag zur Projektrealisierung des Bauteils Tunnelrohbau inkl. Roh- und Ausbau der Stationen des City-Tunnels Leipzig – ein bedeutendes und anspruchsvolles Eisenbahnprojekt mit einem Investitionsvolumen von ca. 400 Mio. €.

Aus dem in mehr als dreizehnjähriger Tätigkeit erworbenen Know-how hat die DEGES eine außerordentliche Lösungskompetenz für komplexe Aufgabenstellungen und damit zusammenhängende planerische, technische, rechtliche und kaufmännische Fragen entwickelt. Dies gilt in gleichem Maße für Spezialaufgaben sowie ein qualifiziertes Kosten-, Termin- und Qualitätsmanagement von

für anspruchsvolle Verkehrsinfrastrukturprojekte.

 

Zur Zeit betreut die Gesellschaft folgendes Projektportfolio:

Projekt

Streckenlänge km

Investitionsvolumen Mio. €

DEGES-Anteil km

DEGES-Anteil Mio. €

VDE-Projekte (brutto)

2009,3

15711,1

1212,5

8656,1

VDE-Zubringerprojekte (brutto)

204,4

1517,4

138,6

948,9

sonstige Ländeprojekte (brutto)

171,7

606,7

171,7

606,7

Summe Straßenbauprojekte am 30.06.2004

2385,4

17835,2

1522,8

10211,7

City-Tunnel Leipzig (netto)

4,6

585,4

4,2

402,7

Gesamt am 30.06.2004

2390,0

18420,6

1527,0

10614,4

 

Für alle Straßenbauprojekte der DEGES wurden bis 30. Juni 2004 für Bau und Grunderwerb insgesamt 6,5 Mrd. € (brutto) sowie für Ingenieurleistungen 626 Mio. € (netto) aufgewendet. Die Geschäftskosten (Personal- und Sachkosten) der DEGES betragen 259 Mio. € (nett9). Für das Projekt City-Tunnel Leipzig sind 2 Mio. € an Kosten angefallen. Im Trend stellt sich das Geschäftsvolumen der DEGES in der Fünfjahresübersicht wie folgt dar:

 

Die Geschäftsvolumina betragen im Fünfjahresvergleich

 

2005

2004

2003

2002

2001

Straßenbauprojekte

 

 

 

 

 

Bauausgaben (brutto) Mio. €

840

703

659

702

714

Grunderwerbsausgaben (brutto) Mio. €

49

51

44

43

43

Ingenieurkosten (netto) Mio. €

59

49

50

48

49

Geschäftskosten (netto) Mio. €

24

24

24

25

25

City-Tunnel Leipzig

 

 

 

 

 

Projektkosten (netto) Mio. €

100

11

1

 

 

Geschäftskosten (netto) Mio. €

2

2

1

 

 

Geschäftsvolumen Mio. €

1074

840

779

818

831

durchschnittliche Zahl der Mitarbeiter (einschl. Geschäftsführung)

246

248

253

252

258

Personalaufwand (netto) Mio. €

19

19

19

19

19

Die unterschiedliche Darstellung der Umsatzsteuer resultiert aus den abweichenden Möglichkeiten zum Vorsteuerabzug der jeweiligen Endverbraucher (Bund, DB Netz AG, DB Station & Service AG oder DEGES).

 

Zur Realisierung der bisherigen Bau- bzw. Ingenieurleistungen wurden rund 3300 Bau- und 6400 Ingenieurverträge mit einem Volumen von ca. 7,1 Mrd. € bzw. 670 Mio. € abgeschlossen. Die Vergabepraxis der DEGES führt dazu, daß die Aufträge schnell am Markt sind, zügig abgewickelt werden können und auch die regionale Bauwirtschaft an den Projekten partizipiert. Bis Juni 2004 hatte die DEGES über 7,3 Mrd. € und damit rund drei Viertel der geplanten Gesamtsumme für Bau und Grunderwerb vertraglich gebunden. Den bisherigen Grunderwerbsausgaben liegen ca. 16000 Kaufverträge bzw. 17000 Bauerlaubnisse oder sonstige Vereinbarungen zu Grunde, mit denen ca. 24000 ha Fläche gesichert wurden.
Seit vielen Jahren werden Ingenieuraufträge im Wert von rund 60 Mio. € jährlich erteilt. Damit wird bewirkt, daß ständig zwischen 500 und 600 Ingenieure für DEGES-Projekte tätig sind.

 

Rechtsgrundlagen

 

Die rechtlichen Grundlagen für die zügige Abwicklung der rund 183 Planfeststellungs- bzw. Plangenehmigungsverfahren, die die DEGES bislang betrieben hat, bilden das Verkehrswegeplanungsbeschleunigungsgesetz und das durch das Planungsvereinfachungsgesetz geänderte Bundesfernstraßengesetz.

Um kurze Genehmigungszeiträume von durchschnittlich 20 Monaten je Planfeststellungsverfahren und 4 Monaten je Plangenehmigungsverfahren auch wirklich erreichen zu können, müssen die Planungen nicht nur fachlich, sondern auch rechtlich höchsten Qualitätsanforderungen entsprechen, denn die Rechte der Bürger sind auch bei beschleunigten Genehmigungsverfahren zu wahren. Dies ist ganz offensichtlich der Fall, denn von den bislang 157 Klagen gegen einzelne Planfeststellungsbeschlüsse vor dem Bundesverwaltungsgericht wurden 40 abgewiesen, 81 zurückgenommen, 10 für erledigt erklärt, 5 anderweitig erledigt. 21 Entscheidungen stehen noch aus.

 

Vergabeverfahren

 

In der Regel werden die Bauarbeiten in Abschnitten von 5 bis 15 km Länge vergeben. Größere Brückenbauwerke und Tunnelbauwerke werden einzeln vergeben. Um auch kleinen und mittleren Unterenehmen aus der Region die Teilnahme am Wettbewerb zu erleichtern, werden seit 1997 auch Teillose innerhalb des Gesamtloses benannt, die gesondert angeboten werden können. Ist ein Einzelangebot (z.B. von einem kleineren Bauunternehmen) für ein spezielles Gewerk günstiger als das entsprechende Teillos im Gesamtangebot, so kann es ausgetauscht werden. Die DEGES vergibt dann den Gesamtauftrag an einen Bieter bzw. eine Bietergemeinschaft für den Erd- und Oberbau mit den nicht austauschbaren Teillosen als Hauptunternehmer. Diese Vergabe ist verbunden mit der Verpflichtung, die von der DEGES benannten Bieter der auszutauschenden Teillose als Nachunternehmer zu deren Konditionen zu akzeptieren und mit ihnen entsprechende Verträge abzuschließen. Ein "Herunterhandeln" der Nachunternehmerpreise ist damit ausgeschlossen. Voraussetzung ist immer: Fachkunde, Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit des Nachunternehmers müssen gegeben sein.

 

Grunderwerb

 

Nicht nur der aktuelle Planungs- und Baustand spiegelt die Leistungen in den zurückliegenden Jahren wieder. Auch der Grunderwerb – eine der wesentlichen Voraussetzungen für die Realisierung der Projekte – muß hohen Anforderungen genügen. Der gesamte Flächenbedarf für den Bau der Trasse und für die Errichtung der Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen beträgt ca. 28000 ha. Mitte 2004 waren 1295 km Strecke (= rund 85 % der Gesamtstreckenlänge) im Erwerb und ca. 23400 ha Fläche gesichert. Darin enthalten sind sowohl die Verkehrsprojekte Deutsche Einheit als auch die VDE-Zubringer- und sonstigen Länderprojekte.

Bei der Vorbereitung und Durchführung des Grunderwerbs wird davon ausgegangen, daß pro km Strecke durchschnittlich mit 36 Eigentümern über 48 Flurstücke verhandelt werden muß. Dazu kommt die Wahrung der Rechte von Pachtbetrieben, die betroffene Flächen landwirtschaftlich nutzen. Im Durchschnitt werden jährlich ca. 2000 ha Flächen gesichert, damit die Bauarbeiten an der Trasse und die landschaftspflegerischen Maßnahmen termingerecht begonnen werden können.

Der derzeitige Flächenbedarf pro km Strecke beträgt für die Trasse sowie die Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen 21 ha, bei weiter steigender Tendenz. Rund 85 % der benötigten Flächen werden freihändig gesichert, ca. 15 % über Unternehmensflurbereinigungsverfahren bzw. vereinfachte Verfahren nach § 86 FlurbG  in Sachsen-Anhalt, Thüringen und Brandenburg.

Die Erfahrungen belegen, daß die Abgabebereitschaft der Grundstückseigentümer nach wie vor sehr hoch ist. Die Notwendigkeit, Besitzeinweisungs-, Enteignungs- bzw. Entschädigungsfeststellungsverfahren einzuleiten, ist die Ausnahme. Das ist nicht zuletzt der qualifizierten Arbeit zuzuschreiben, die die neun für DEGES tätigen privaten Dienstleistungsunternehmen vor Ort leisten.

Insgesamt befinden sich 993 km Autobahnstrecke in der Schlußvermessung. Hiervon sind für 444 km die Vermessungsarbeiten in der Örtlichkeit abgeschlossen. Darüberhinaus liegen für 214 km die Veränderungsnachweise vor. Von Dienstleistern im Rahmen des Grunderwerbs werden derzeit Messungsanerkennungen und Auflassungen vorbereitet. Auftragnehmer in der Schlußvermessung sind in der überwiegenden Zahl freie Büros öffentlich bestellter Vermessungsingenieure (ÖbVI). Einzelne fertiggestellte Maßnahmen sind soweit vorbereitet, daß die Liegenschaftsabgabe an die Länder erfolgen kann.

 

Kennzahlen

 

Zur Analyse (und kontinuierlichen Kontrolle) lassen sich die einzelnen Kostenarten und –relationen in Kennzahlen darstellen, die für die Beurteilung der Leistungsfähigkeit der DEGES eine bedeutende Rolle spielen.

Eine wichtige Kennzahl verdeutlicht die Relation von Ausgaben für Baumaßnahmen und Grunderwerb (insgesamt: Zweckausgaben) und für Ingenieurleistungen sowie die Geschäftskosten der DEGES (insgesamt: Verwaltungskosten) je km fertiggestellter Strecke. Auch wenn die Kosten je Projekt teilweise erheblich differieren können, stellt diese Kennzahl bei einer ausreichenden Projektanzahl und unter Beachtung der Projektbesonderheiten (z.B. topographische Lage, Ausbaugrad) einen aussagekräftigen Vergleichsmaßstab dar.

Die Verwaltungskosten je km sollen im DEGES-Durchschnitt die Zielgröße von 1 Mio. €/km nicht überschreiten, wobei durchschnittlich mit 0,7 Mio. € für Ingenieurkosten und 0,3 Mio. € für Geschäftskosten gerechnet werden kann.
Die Kosten für Zweckausgaben trägt die Bundesrepublik Deutschland, die Verwaltungskosten werden für die VDE-Projekte projekt- und länderbezogen je zur Hälfte von Bund und den neuen Ländern getragen. Bei den VDE-Zubringerprojekten und den Länderprojekten erfolgt die Finanzierung der Verwaltungskosten ausschließlich durch das jeweilige Land.