Die A4 zwischen Bad Hersfeld und Eisenach hat eine sehr wechselhafte
Geschichte hinter sich. Erst gegen Ende der 30er Jahre begonnen, führte
der Beginn des 2. Weltkriegs dazu, daß nur noch sehr eingeschränkt
an der Strecke gearbeitet werden konnte. Als schließlich 1943 der
Bau endgültig eingestellt werden mußte, war die Strecke mit
Ausnahme einiger Talbrücken, die umfahren werden mußten einspurig
befahrbar und somit für das Militär nutzbar. (Zivilfahrzeuge
fuhren zu diesem Zeitpunkt sowieso nicht mehr).
Es fehlte u.a. die Talbrücke Richelsdorf (die Autobahn endete vor dem
Tal; Militärfahrzeuge mußten das Teil auf der Landstraße
kreuzen, und dann wieder auf die (einspurige) Autobahn auffahren, heute
sind das die Auffahrtrampen der AS Gerstungen) sowie der komplette Bereich
zwischen Wartha und Eisenach inklusive der Werratalbrücke. Die Talbrücke
Wommen war unvollendet geblieben.
Brückenfragment bei Herleshausen ca. 1980
Gesperrte Fahrbahn bei Obersuhl ca. 1980
Gesperrte Fahrbahn bei Obersuhl ca. 1980
unvollendete Talbrücke Wommen ca. 1980
unvollendete Talbrücke Wommen ca. 1980
Nach dem Krieg führte die Aufteilung Deutschlands in verschiedene
Besatzungszonen dazu, daß die A4 die Grenze zwischen der amerikanischen
und sowjetischen Besatzungszone dreimal kreuzte (heute die Grenze zwischen
Hessen und Thüringen).
In den 50er Jahren wurde auf westdeutscher Seite die volle vierspurige
Benutzbarkeit zwischen Bad Hersfeld und Obersuhl sichergestellt, so daß
sich auf einer Karte von 1968 folgendes Bild ergab:
Zwischen Obersuhl und Eisenach-West war kein Teilstück befahrbar.
Reisende, die von der BRD in der DDR wollten, mußten also die
Autobahn A4 an der Ausfahrt Obersuhl verlassen (erst nach dem
Krieg angelegt, da die ursprüngliche Ausfahrt Gerstungen genau auf
der Grenzlinie lag). Über Wölfterode
und Herleshausen auf der Landstraße zum Landstraßen-Grenzübergang
Herleshausen fahren, und auf DDR-Seite noch weiter auf der Landstraße
bis zur Autobahnausfahrt Eisenach-West fahren (Der westdeutsche Teil der
Landstraße wurde wegen der gestiegenen Verkehrsbedeutung zur Bundesstraße
400 ernannt).
In den 60er Jahren war das Teilstück zwischen Hönebach und Obersuhl
auch für Traktoren freigegeben, da die Dörfer entlang der Strecke ansonsten
nur über große Umwege zu erreichen waren. Daher wurden auch zwei Behelfsausfahrten
an der Strecke eingerichtet (Roßdorf und Bosserode), um die Döfer besser anzubinden.
Später wurde dann eine Landstraße parallel zur Autobahn angelegt und die
Behelfsausfahrten wieder geschlossen. Auch wurde die Ausfahrt bei Sorga geschlossen und
eine neue Ausfahrt "Friedewald" angelegt (die alte führte mitten auf einen Waldweg,
da in der hektischen Bauausführung Anfang der 40er Jahre keine Zeit mehr für
richtige Anschlußstrassen war)
1978 wurde das Teilstück zwischen Wommen und Herleshausen
wieder einbahnig hergerichtet und für den Verkehr freigegeben (1980 zweibahnig), so daß
der Verkehr nicht mehr die Ortsdurchfahrt Herleshausen benutzen mußte,
was für die Bewohner Herleshausen sehr unbequem geworden war, nachdem der
Verkehr aufgrund des Reisevertrages zwischen der BRD und der DDR stark zugenommen
hatte.
Nach langwierigen Verhandlungen wurde schließlich Anfang der 80er Jahre mit dem Bau der Teilstrecke zwischen Herleshausen und Eisenach-West begonnen. Die BRD steuerte den größten Teil der Finanzierung bei, auch im DDR-Abschnitt. Zugleich wurde ein neuer Autobahn-Grenzübergang bei Herleshausen eröffnet. Der Abschnitt zwischen Obersuhl und Wommen blieb jedoch weiterhin wegen Sicherheitsbedenken der DDR-Seite geschlossen.
Nach der Wende und der Wiedervereinigung stand die Schließung
dieses Lückenschlusses ganz oben auf der Prioritätenliste. Schnellstmöglich
wurde mit dem Bau der Talbrücke Richelsdorf sowie der durchgehenden
vierspurigen Befahrbarkeit begonnen.1994 wurde dieses Teilstück dem
Verkehr übergeben und damit die A4 zwischen Bad Hersfeld und Eisenach
durchgehend vierspurig befahrbar.
Neugebaute Talbrücke Richelsdorf nach Fertigstellung 1994
Neubau der 2. Fahrbahn der Talbrücke Wommen 1993/94
Luftbild der Talbrücke Wommen nach Fertigstellung 1994
Die heutige Situation auf der Karte:
Schwarz-Weiß-Fotos von Dieter Mayer-Gürr aus dem Buch "Reichsautobahnen"
Fotos der Talbrücke Richelsdorf und Wommen(1) aus dem Straßenbaubericht 1993/1994