(Dieser Text ist dem Buch "Abenteuer Autobahn" von Peter Norden (Bayreuth 1983) entnommen. Da das Buch längst vergriffen und der Autor inzwischen leider verstorben ist, habe ich mich dazu entschlossen, diesen Text im WWW zu veröffentlichen.)
Vom Grundnetz der Reichsautobahnen hatte die OBR Nürnberg folgende Teilstücke zu projektieren, auszuschreiben und zu vergeben:
1. von der Linie Berlin-München die Strecke Schleiz-Nürnberg-Ingolstadt
(247 km);
2. von der Linie Frankfurt-Nürnberg-Passau die Teilstrecke Dettelbach-Nürnberg-Beratzhausen
(169 km);
3. von der Linie Nürnberg-Heilbronn das Teilstück Nürnberg-Crailsheim
(83 km);
Das Grundnetz wurde im Laufe der Jahre noch durch Ergänzungslinien verbessert. Der OBR wurden zugeteilt:
1. die Strecke Bayreuth-Bamberg mit Anschluß nach Würzburg
(72 km);
2. von der Linie Nürnberg-Meiningen die Teilstrecke Höchstadt-Maroldsweisach
(55 km);
3. von der Reichsstädte-Linie Würzburg-Augsburg die Teilstrecke
Rothenburg-Nördlingen-Donauwörth (75 km);
4. von der Linie ins Sudetenland die Teilstrecke Streitau-Eger-Karlsbad
(100 km);
5. die Westtangente Nürnberg (37 km);
6. von der Linie Karlsbad-München die Teilstrecke Karlsbad-Marienbad-Regensburg
(167 km);
7. der Zubringer Nürnberg-Feucht (8,5 km);
Mit allen Erweiterungen hatte die OBR Nürnberg also die Aufgabe, rund 1013 km Autobahnen zu planen und auszuführen. Die Linienführung war im allgemeinen durch die Vorarbeiten der Gezuvor und die Weisungen des Generalinspektors für das deutsche Straßenwesen festgelegt. Trotzdem wurden durch die OBR noch Umlegungen vorgenommen, wenn technische oder wirtschaftliche Gründe sie rechtfertigten; die wesentlichste war wohl die Verlegung der Nord-Süd-Linie, die nach den Plänen der Gezuvor von Bayreuth in südwestlicher Richtung durch die Fränkische Schweiz in das untere Wiesenttal und dann auf der Trasse des Ludwig-Donau-Main-Kanals an Erlangen vorbei durch Nürnberg hindurchgeführt werden sollte. Da man mit Benützung des Kanalstücks zwischen Forchheim und Nürnberg den gesamten Kanal lahmgelegt hätte, wurde von dieser Möglichkeit abgesehen und eine neue Trasse über Trockau-Plech-Lauf-Feucht gewählt.
1. Schleiz-Nürnberg-Ingolstadt
Mit dem Teilstück der wichtigen Verbindung Berlin-München
wurde zuerst begonnen. Durch eine enorme Streckenlänge und bauliche
Schwierigkeiten (zweimalige Jura-Überquerung, Querung der Münchberger
Gneisplatte mit ihren frostgefährdeten Verwitterungsschichten) stellte
diese Strecke das Hauptarbeitsgebiet des Amtes dar. Sie wurde noch mit
dem 24 m breiten Regelquerschnitt ausgeführt. An ihr sammelte man
in den ersten Jahren jene Erfahrungen, die später im weiteren Ausbau
nutzbringend verwertet wurden. Beachtenswert ist auch heute noch die kurze
Bauzeit. Das erste Teilstück von Schleiz bis Lanzendorf, zweieinhalb
Jahre nach Gründung des Amtes am 27. September 1936 eröffnet,
mißt 70 km. Am 15. Juli 1937 wurde das Teilstück Lanzendorf-Bayreuth
und am 4. September 1937 die Strecke Bayreuth-Nürnberg dem Verkehr
übergeben. Damit waren in dreieinhalb Jahren rund 156 km betriebsfertig.
In den ersten Jahren des Autobahnbaues war der Einsatz von Großgeräten
für Erdarbeiten verpönt; schließlich sollten möglichst
viele Arbeitskräfte durch den Autobahnbau gebunden werden, um die
erschreckend hohe Arbeitslosigkeit zu beseitigen.
Im ersten Teilstück liegen auch die beiden größten
Talübergänge dieser Strecke: die Saalebrücke bei Lehesten
und die Rohrersreuther Talbrücke. Die erstere, eine Bogenreihe mit
Granitverkleidung, wurde in den folgenden Jahren Vorbild für viele
ähnliche Brücken.
Knapp zwei Jahre nach Eröffnung des ersten Teilstückes, am
3. September 1938, war die gesamte Strecke bis Ingolstadt und damit der
Anschluß nach München und Salzburg befahrbar.
Mit Übergabe von Autobahnstrecken an die Öffentlichkeit übernahm
die OBR Nürnberg zugleich die Verpflichtung der Instandhaltung und
Betriebssicherung. Zu diesem Zwecke mußten Straßenmeistereien
mit einem entsprechenden Wagen- und Maschinenpark ausgerüstet werden
- eine dankbare Aufgabe für das Hochbaudezernat. Den Forderungen der
Zeit entsprechend, sollte sie sich möglichst dem Stil der ortsgebundenen
Bauweise anpassen. Fünf derartige Straßenmeistereigehöfte
wurden an der Strecke Schleiz-Ingolstadt errichtet.
Ort | Inbetriebnahme am |
Blintendorf (Thür.) | 15. November 1936 |
Münchberg | 15. November 1936 |
Trockau | 1. September 1937 |
Fischbach | 1. September 1937 |
Greding | 1. September 1938 |
2. Frankfurt-Passau
Die Planung dieser Strecke begann 1936. Die ersten Lose von Nürnberg in Richtung Höchstadt bis zur Reichsstraße Bamberg-Nürnberg wurden 1938 und 1939 gebaut. Der Kriegsbeginn verschob die Fertigstellung, so daß die Strecke erst 1940 einspurig dem Verkehr übergeben werden konnte. In Richtung Regensburg waren 1938 ebenfalls einige Lose vergeben und bereits in Arbeit. Durch den "Anschluß" des Sudetenlandes wurden die hier tätigen Firmen auf die Strecke Streitau-Karlsbad umgesetzt. Die inzwischen eingetretene Kapazitätsverknappung der deutschen Bauwirtschaft und die Eile, in der die Linie nach Karlsbad vorangetrieben werden sollte, zwang zu dieser Maßnahme. Aus den Erfahrungen der bereits in Betrieb genommenen Strecken ergab sich, daß der seitliche Randstreifen mit 1 m Breite für das Abstellen von beschädigten Fahrzeugen zu schmal war. Es wurde daher an dieser Strecke erstmals ein verbreiterter Randstreifen von 2,25 m angebracht. Die Kronenbreite der fertigen Autobahn betrug damit 28,50 m.
3. Nürnberg-Heilbronn
Von dieser Linie wurden ebenfalls 1938 und 1939 drei Baulose in Angriff genommen. Auch hier drosselte der Kriegsbeginn die Fertigstellung, so daß erst im Jahre 1941 ein einbahniger Betrieb bis Schwabach aufgenommen werden konnte.
4. Ergänzungslinie Bayreuth-Bamberg
Sie zweigt auf der Nenntmannsreuther Höhe von der Nord-Süd-Strecke ab und sollte durch den Jura südlich an Bamberg vorbei in den Steigerwald führen, um Anschluß an die Strecke Nürnberg-Würzburg-Frankfurt zu finden. Ausgeführt wurden nur die ersten beiden Lose bis Unterbrücklein (Anschluß an die Reichsstraße 85). Bis Kriegsende wurde nur ein kurzes Stück Fahrbahn aufgebracht. Auch der Einsatz von Kriegsgefangenen im ersten Kriegsjahr konnte das Teilstück nicht zur Vollendung bringen, dies blieb der Nachkriegszeit vorbehalten. Die Arbeiten wurden 1956 wieder aufgenommen. Die Betriebseröffnung fand am 21. November 1958 statt.
5. Nürnberg-Meiningen
Auch hier blieb es bei der Vorplanung. Die endgültige Linienführung blieb der Zukunft vorbehalten.
6. Reichsstädtelinie
Über die Vorplanung kam auch dieses Projekt nicht hinaus.
7. Sudetenlinie
Wie schon bei Nr. 2 dargelegt, mußte diese Linie aus politischen Gründen mit äußerster Eile in Angriff genommen und durchgeführt werden. Zwei Bauabteilungen, eine in Eger, eine in Elbogen, wurden gegründet, einige Erdlose vergeben, Lieferverträge für Brückenbausteine mit sudetendeutschen Brüchen abgeschlossen. Ähnlich wie auf der Strecke nach Regensburg wurde der Humus weitgehend beseitigt, wurden Erdarbeiten durchgeführt. Alle weiteren Baumaßnahmen wurden durch den Krieg unmöglich gemacht.
8. Westtangente Nürnberg
Die Westtangente Nürnberg sollte eine Umfahrung Nürnberg auf der Westseite ermöglichen, und zwar am westlichen Regnitz-Rednitzufer. Sie hätte die Würzburger mit der Heilbronner Strecke verbinden sollen, wodurch ein geschlossener Autobahnring um Nürnberg entstanden wäre. Einen gewissen Ersatz für diese Linie stellt die geplante Schnellstraße zwischen Erlangen und Feucht auf dem Gelände des Ludwig-Donau-Main-Kanales dar.
9. Karlsbad-München
Zu einer Projektierung dieser Linie kam es vor dem Kriege nicht mehr. Zwischen Regensburg und Wolnzach waren die Bauarbeiten im Bereich der OBR München im Gange. Nach dem Kriege wurden bisher 23 km einbahnig fertiggestellt.
10. Zubringer Nürnberg-Feucht
Mit der Heranführung der Nord-Süd-Linie im Raum Fischbach-Feucht waren zwei besondere Zubringer nötig: einer in Verlängerung der Regensburger Straße führt zur Hauptanschlußstelle Nürnberg und wurde von der Stadt Nürnberg gebaut. Der zweite, in Verlängerung der Allersberger Straße, führt über die Anschlußstelle Nürnberg-Süd (an der Autobahn Nürnberg-Schwabach) zur Anschlußstelle Nürnberg-Feucht und wurde von der OBR Nürnberg gebaut. Er weist im ersten Abschnitt eine Breite von 34 m einschließlich gepflastertem Mittelstreifen auf. Von der Anschlußstelle Nürnberg-Süd bis Feucht beträgt die Kronenbreite nur noch 18 m.
Krieg
Ende August 1939, als gerade der Baubetrieb auf den Teilstrecken Nürnberg-Schwabach
und Nürnberg-Tennenlohe sowie der Strecke Nenntmannsreuth-Unterbrücklein
in vollem Gange war, umdüsterte sich der politische Himmel. Mit der
Kriegserklärung an Polem am 1. September 1939 und den nachfolgenden
Einberufungen der jungen Mannschaft wurden die Arbeiten weitgehend lahmgelegt.
Auf der Strecke Nürnberg-Tennenlohe waren die Brückenbauwerke
im wesentlichen fertig, die Fahrbahndecken jedoch erst begonnen worden.
Auf der Strecke Nürnberg-Schwabach sollte gerade am ersten Mobilmachungstag
der Überbau der Rednitzbrücke betoniert werden. Der Streckenbauleitung
gelang es durch Ausleihen bei den Baufirmen gerade noch so viele ältere
Leute zusammenzubringen, daß die Betonierarbeiten in einem Zuge durchgeführt
werden konnten. Nach Weisung der RAB-Direktion sollten alle begonnenen
Bauarbeiten möglichst bald zu einem provisorischen Abschluß
kommen. Es gelang jedoch erst 1940, den Betrieb auf der Strecke Nürnberg-Tennenlohe
einbahnig aufzunehmen. 1941 war auch die Strecke Nürnberg-Schwabach
soweit, während das Teilstück Nenntmannsreuth-Unterbrücklein
trotz vorübergehendem Einsatz von Kriegsgefangenen nicht mehr vollendet
wurde.
Die erste Kriegsmaßnahme entstand für das Amt durch die
Anordnung des Generalbevollmächtigten für die Regelung der Bauwirtschaft
zur Aufstellung eines besonderen Einsatztrupps zur Wiederherstellung von
Straßen und Brücken in Polen. Unter Führung von Dipl.-Ing.
Mehringer zogen etwa zehn Diplomingenieure und Techniker mit einigen Nürnberger
Firmen nach Kalisch, um auf der Straße nach Pleschen einige kleinere
Brücken wieder aufzubauen. Da das neugegründete Bauamt in Kalisch
diese Aufgaben übernahm, konnte der Einsatztrupp zu Weihnachten 1939
bereits wieder zurückkehren.
In den ersten Septembertagen wurde unter Leitung von Dipl.-Ing. Graser
eine Abteilung Rüstungsbau des Reichsministers für Bewaffnung
und Munition gegründet. Sie hatte rein bauwirtschaftliche Aufgaben
und übte diese Tätigkeit bis zum 30. September 1942 aus, wo sie
durch das Amt des Baubevollmächtigten abgelöst wurde.
Der Leiter des Amtes, Reichsbahnoberrat Waldmann, wurde zum Gaubeauftragten
des Generalbevollmächtigten für die Regelung der Bauwirtschaft
im Gau Franken ernannt. Zur Ausübung seiner Tätigkeit bediente
er sich einiger Diplomingenieure des Amtes.
Die Durchführung der restlichen Bauaufgaben der Reichsautobahn
wurde sowohl durch Dezimierung der Belegschaft infolge Einberufungen als
auch durch die beschränkten Möglichkeiten der Baufirmen, die
erforderlichen Baustoffe rechtzeitig zum Einsatz zu bringen, immer schwieriger.
Der Obersten Bauleitung entstanden im Herbst 1941 besondere Schwierigkeiten
dadurch, daß die Reichsbahn ihre Beamten zurückforderte. Nur
wenige konnten bei der Reichsautobahn bleiben, die übrigen wurden
in einem Betriebsappell am 30. September 1941 verabschiedet. Schon am 1.
März 1941 war der Leiter, Reichsbahnoberrat Waldmann, dem Ruf der
Reichsbahn gefolgt und als Abteilungspräsident zur RBD Nürnberg
zurückgekehrt. Er fiel auf einer Dienstreise im Februar 1945 im Bahnhof
Ansbach einem Luftangriff zum Opfer.
ROR Staudinger vertrat ihn, bis ihn anläßlich einer Dienstreise
am 25. Mai 1941 der Tod auf der Autobahn bei Bayreuth erteilte.
Als neuer Leiter wurde Baudirektor Saurler (bis dahin bei der OBR München)
am 15. Juni 1941 bestellt und am 18. Juni 1941 in sein Amt eingeführt.
Nach dem allmählichen Erlöschen der gesamten Bautätigkeit
beschränkte sich der Aufgabenkreis der OBR auf Betriebsdienst und
Verwaltung. Für den Betrieb ergaben sich zusätzliche Aufgaben
aus den Gegebenheiten des Krieges, zum Beispiel Luftschutzmaßnahmen
und Fahrbahntarnung. Der Verkehr auf den Autobahnen hatte wider Erwarten
mit Kriegsbeginn stark abgenommen. Trotzdem blieb natürlich der Arbeitsaufwand
für Unterhaltung und Winterdienst erheblich.
Für die Verwaltung bedeutete die Personalabnahme durch Einziehung
zum Wehrdienst, Abstellungen zur OT und anderen Kriegseinsätzen kaum
Arbeitserleichterung, da die Gehälter bis 1945 an die Familien ausbezahlt
werden mußten.
Im Januar 1942 erhielt die OBR Nürnberg den Auftrag, einen besonderen
OT-Trupp, der im Raum Rußland-Mitte eingesetzt werden sollte, aufzustellen.
Am 14. Januar 1942 fuhr bereits ein Vorkommando unter Reg.-Baum. Uch über
Berlin nach Minsk. Bei der OT-Einsatzgruppe Rußland-Mitte erfolgte
eine genaue Festlegung der Einsatzart, die in erster Linie das Umspuren
der russischen Bahnen auf Normalspur vorsah, später dann die Erweiterung
und die Neubau von Bahnbetriebsanlagen.
Im Februar 1942 startete die OT-Einheit Nürnberg, auch "O.T.-RAB"
geheißen. Sie bestand aus verschiedenen fränkischen Baufirmen
samt Facharbeitern und dem erforderlichen Baugerät und einem Stab
von elf Autobahnern, verstärkt zum Teil noch durch Angestellte anderer
Oberster Bauleitungen. In Mogilew wurde mit dem Umspuren begonnen. In Minsk
und Baranowitsche wurden Lokschuppen, ein Eisenbahnausbessserungswerk,
Stellwerke, eine 6 km lange Wasserleitung und eine Ziegelei erbaut. In
Minsk fiel Ing. Thielmann einer Fleckfieberepidemie zum Opfer. Durch Abkommandierungen
wurde die Gruppe bald aufgespalten und verkleinert. Den Rest der Einheit
führte Dipl.-Ing. Robitzkat noch bis zum Herbst 1943.
Mit dem 1. Oktober 1942 wurde vom Generalbevollmächtigten für
die Regelung der Bauwirtschaft das Amt des Baubevollmächtigten für
den Rüstungsinspektionsbezirk XIII geschaffen. Als Leiter dieses Amtes
wurde Stadtbaudirektor Wallraff bestellt. Das gesamte Personal der Abteilung
Rüstungsausbau, verstärkt durch den größten Teil der
noch vorhandenen Autobahner und einige städtische Beamte, wurden von
ihm übernommen. Die Räume der OBR-Nürnberg im Südflügel
der Reichsbahndirektion Nürnberg waren gleichzeitig Diensträume
des Baubevollmächtigten. Die Lösung der neuen Aufgaben stellte
viele ungewohnte Probleme, mit denen nicht alle Ingenieure ohne weiteres
fertig wurden. Arbeitsbereich war Nordbayern.
Für diese vielseitige Tätigkeit reichte das Personal der
OBR Nürnberg nicht mehr aus; daher mußten Angestellte, die aus
freien Berufen stammten oder bereits im Ruhestand waren, zusätzlich
dienstverpflichtet werden.
In der Rumpf-OBR machte sich der Ausfall von Führungskräften
bald unliebsam bermerkbar. Das Brückendezernat und das Betriebsdezernat
wurden in einer Hand vereinigt (Reg.-Baum. Abele); für Grunderwerb
und Verwaltung konnte noch bis 1944 ein Jurist (Assessor Trülzsch)
gehalten werden - dann holte ihn die Wehrmacht.
Am 1. August 1944 hatte die Organisation Todt die Regelung der Bauwirtschaft
im Inland übernommen; dessen Personal zum größten Teil
zur OT überwechselte.
Die Arbeitsräume im Amtsgebäude reichten nicht mehr aus.
Räume in der Bankgasse und im ehemaligen Luftwaffenbauamt am Luitpoldhain
wurden mit verwendet. Am 2. Januar 1945 wurde das Dienstgebäude an
der Sandstraße bei einem Großangriff auf die Nürnberger
Altstadt ein Raub der Flammen, ebenso die Diensträume in der Bankgasse.
Der kleine Rest der ehemals stolzen OBR Nürnberg - sechs Beamte, achtzehn
Angestellte (darunter neun weibliche) und zwei Arbeiter - zog in eine Baracke,
die bei der Straßenmeisterei Greding vorsorglich aufgestellt worden
war. Die OT-Leute kamen behelfsmäßig im Bauhof und am Luitpoldhain
unter; die Vertragsgruppe unter ROR Müller in einer Wohnung in der
Essenweinstraße. Das ehemalige Luftwaffenbauamt fiel ebenfalls bald
dem Bomben zum Opfer. An der alten Regensburger Straße, weit außerhalb
der Stadt, fand sich in Massivbaracken, die für ausländische
Arbeiter errichtet waren, eine neue Unterkunft. An eine ersprießliche
Arbeit war fast nicht mehr zu denken. Luftangriffe und Alarme zerstückelten
die Arbeitstage in einzelne Arbeitsstunden. Als Bauaufgaben blieben - außer
der Beseitigung von Luftkriegsschäden - in der Rüstungsindustrie
nur noch Panzersperren um Nürnberg und Sondermaßnahmen wie Ausweichflugplätze
und ähnliches. Am 15. März 1945 wurde im Ruinenkeller des Dienstgebäudes
an der Sandstraße noch eine besondere OT-Verbindungsstelle zur Reichsbahndirektion
Nürnberg eingerichtet, die durch persönliches Einwirken auf das
Wagenbüro und den Verkehrsdezernenten der RBD die wichtigsten Baustofftransporte
ermöglichen sollte. Feindliche Jagdbomber machten die Wünsche
durch die Zerstörung von Bahnhöfen und Lokomotiven zunichte.
Am 13. April 1945 setzte sich die Reichsbahndirektion nach Süden ab.
Ab 14. April 1945 wurde unter dem Grollen der immer näher rückenden
Kampffronten umgezogen, und zwar von der Alten Regensburger Straße
zum Waldsportplatz des TV 1896 in Erlenstegen. Am 16. April 1945 wurde
ein Teil der Leute nach Kiliansdorf bei Roth beordert; der Rest wurde am
17. April von den Amerikanern im Laufertorbunker gefangengenommen. Das
kleine Häuflein der Rest-OBR in Greding war durch die näherrückende
Front fast zur Untätigkeit verurteilt. Am 23. April 1945 besetzte
die US-Army die Straßenmeisterei Greding und verlangte sofortige
Räumung. Es gab kein neues Unterkommen, das Personal zerstreute sich,
die OBR Nürnberg hatte zu existieren aufgehört. Wenige Tage später
loderte hinter dem Parteitagsgebäude ein mächtiges Feuer. Die
nach Greding in Sicherheit gebrachten Personalakten der OBR Nürnberg
sollen dort durch US-Soldaten den Flammen übergeben worden sein.
Im April spielte sich auf den Betriebsstrecken ein Trauerspiel ab,
das beim Bau keiner geahnt hat: 41 Brücken, darunter zwölf Tal-
oder Flußbrücken, wurden von deutschen Truppen völlig gesprengt
oder durch Sprengung schwer beschädigt. Mit der Zerschlagung des Amtes
und den Zerstörungen auf den Strecken schien das Ende der Autobahn
gekommen zu sein.