Ausbau der A 9 zwischen Schleiz und Blintendorf

Der vorliegende 14,8 km lange Planfeststellungsabschnitt ist Bestandteil der Verkehrseinheit (VKE) 5414. Er beginnt bei Betriebs-km 224,0 nördlich des Wisenta-Tals in der Gemarkung Görkwitz und endet bei Betriebs-km 238,8 nördlich der neuen Anschlußstelle Lobenstein. (Die verbleibenden 4,5 km Strecke der VKE 5414 bis zur Landesgrenze Thüringen/Bayern inklusive der Saalebrücke sind bereits fertiggestellt und sechsstreifig in Betrieb.)

Verbreiterungsseite muß mehrfach gewechselt werden

Der Ausbau der A 9 orientiert sich durchgängig an der vorhandenen Trasse, die Kronenbereite des Regelquerschnitts beträgt nach Fertigstellung 35,5 m (sechs Fahrstreifen plus Standstreifen). Nach Abwägung der in den Umweltverträglichkeitsuntersuchungen ermittelten Raumwiderstände, der raumorderischen Gegebenheiten und der vertretbaren Baukosten ergibt sich in diesem Streckenabschnitt ein mehrfacher Wechsel der Verbreiterungsseite:

Mit diesen Wechseln der Verbreiterungsseite werden die Ausbaumaßnahmen in siedlungsnahen Bereichen auf der der jeweiligen Ortschaft abgewandten Seite vorgenommen. Unabhängig von der Verbreiterungsart wird der Verkehrsfluß auf der Autobahn während der gesamten Bauzeit vierstreifig aufrechterhalten.

Eine Besonderheit dieses Ausbauabschnitts sind die extremen Steigungs- und Gefällbereiche mit Längsneigungen von bis zu 5,2 %. Das Fehlen von Standstreifen führt hier vermehrt zu Behinderungen, Staus und Unfällen. Im Bereich der Wisenta beispielsweise muß von tiefsten Punkt im Tal bis zum Höhenrücken "Hirschraufe" südlich der AS Schleiz derzeit eine Höhendifferenz von 130 m überwunden werden. Im Zuge der Ausbaumaßnahmen werden diese extremen Steigungen ausgeglichen. Die maximale Längsneigung beträgt dann 4,5 %.

Hoher Stellenwert für die Belange der Umwelt

Bei Planung und Realisierung der Verkehrsprojekte Deutsche Einheit – Straße wird den Belangen der Umwelt grundsätzlich ein außerordentlich hoher Stellenwert beigemessen. Für unvermeidbare Eingriffe in Natur und Landschaft, die durch Bau, Anlage und Betrieb einer Autobahn entstehen, werden umfassende Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen erarbeitet. Art und Lage der Maßnahmen richten sich nach den Funktionsverlusten, die durch den Eingriff bedingt sind, und nach dem Entwicklungsbedarf des umgebenden Raumes. Es wird also darauf geachtet, daß die Maßnahmen in räumlichem und funktionalem Zusammenahng zu vorhandenen bzw. beeinträchtigten Bestandteilen von Natur und Landschaft stehen. Dies geschieht in enger Abstimmung mit den zuständigen Naturschutzbehörden.

Parallel mit der eigentlichen Straßenplanung wird ein Landschaftspflegerischer Begleitplan (LBP) erarbeitet. Die durch die Autobahn hervorgerufenen unvermeidlichen Beeinträchtigungen werden als Konflikte erfaßt und nach ihrer Schwere bewertet. Entsprechend werden Maßnahmen entwickelt, die zur Verminderung von Eingriffen bzw. als Ausgleich oder Ersatz zu realisieren sind. Die Maßnahmen des LBP sind Bestandteil des Planfestellungsfahrens und –beschlusses.

Auch im vorliegenden Streckenabschnitt der A 9 zwischen Schleiz und Blintendorf wird eine Vielzahl von Maßnahmen zum Schutz der Natur bzw. zur Kompensation der unvermeidbaren Eingriffe durchgeführt.

Talbrücke Wisenta (105 m)

Gegenüber der alten Brücke, die nur 69 m lang war, wird das neue Bauwerk über die Wisenta um 36 m nach Norden verlängert. Die neue Vierfeldbrücke mit Stützweiten zwischen 21 m und 31,5 m erhält damit eine Gesamtlänge von 105 m. Durch die Anhebung der Gradiente in diesem Bereich um im Mittel 3,8 m würde bei einer Beibehaltung der derzeitigen lichten Weite die Topographie des Wisenta-Tals durch eine hohe Dammschüttung empfindlich gestört werden. Das neue, längere Bauwerk verhindert die Riegelwirkung im Taleinschnitt.

Alte Eisenbahnbrücke Schleiz – Saalburg

Durch die Stillegung der Bahnstrecke Schleiz – Saalburg kann die alte Eisenbahnbrücke unmittelbar südliuch der Wisentaquerung ersatzlos abgebrochen werden. Damit entfällt ein wesentlicher Zwangspunkt für die Trassierung der A 9 im Aufriß, so daß der Gradientenausgleich mit der entsprechenden Reduzierung der Längsneigung in der erwünschten Weise erfolgen kann.

Anschlußstelle Schleiz (L 1095)

Das nachgeordnete Straßennetz wird hier über die Landesstraße L 1095 Saalburg – Schleiz/Bundesstraße B 2 an die Autobahn angebunden. Die Lage der vorhandenen Anschlußstelle bleibt unverändert, lediglich die östliche Verbindungsrampe erhält eine etwas längere und geschwungene Linienführung.

Die alte Brücke zur Überführung der L 1095 war baufällig und mußte abgebrochen werden. Über ein Provisorium ist die Funktionsfähigkeit der L 1095 im Bereich der AS vorübergehend aufrechterhalten worden. Als vorgezogene Maßnahme wurde auf der Grundlage einer Plangenehmigung am August 1996 ein neues Überführungsbauwerk errichtet, das bereits den Anforderungen der sechsstreifigen Erweiterung der A 9 sowie dem Ausbau der L 1095 entspricht. Diese Brücke ist inzwischen in Betrieb, das Provisorium wurde entfernt.

Anschlußstelle Lobenstein (B 90)

Aus verkehrstechnischen Gründen wurde als Ersatz für die frühere AS Hirschberg/Lobenstein zwischen den Ortschaften Blintendorf und Görlitz diese neue Anschlußstelle gebaut. Das nachgeordnete Straßennetz bindet hier über die Landesstraße L 1093 an die A 9 an. Im Zuge der Maßnahme wurde diese Landesstraße zwischen Frössen und Gefell teilweise verlegt und so ausgebaut, daß sie als B 90 neu in die veränderte Führung der Bundesstraße B 90 integriert werden kann. Diese Umwidmung ist Bestandteil einer Neustrukturierung des Straßennetzes in Thüringen. Zur Realisierung dieser Planung mußte für die B 90 neu eine ca. 400 m lange Brücke über das Tal des Lehestenbaches gebaut werden.

Daten und Fakten zum Planfestellungsabschnitt

Länge:

14,8 km

Anschlußstelle:

Schleiz

Brücken:

  • 7 Überführungsbauwerke
  • 14 Autobahnbrücken, darunter die Talbrücke Wisenta

Flächenbedarf:

ca. 34 ha Streckenbau und Anlagen
ca. 83 ha Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen

Erdmassenbewegung

ca. 2,5 Mio. m³

Planung:

Planungsgesellschaft Obermeyer, München;
Werkgruppe Gruen, Stuttgart;
Planungsbüro Prof. G. Krause, Weimar