Die Geburtsstunde der A 23 liegt bereits in der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg. Schon in den Jahren 1935/36 erkannte man die Notwendigkeit zur Verbesserung der Verkehrsbedingungen auf der damaligen Reichsstraße 5, der wichtigsten Verbindung aus dem westlichen Schleswig-Holstein nach Hamburg. Die wachsende Motorisierung führte zu ersten Überlegungen für einen Umgehungsstraße Rellingen/Pinneberg. Doch während hier die weitere Bearbeitung abgebrochen wurde, gelang es noch während des Krieges, die Erdarbeiten für eine Umgehung Elmshorn so weit voranzutreiben, daß in den Jahren von 1947 bis 1950 die Betonfahrbahn auf der damals ersten Straßengroßbaustelle des Landes hergestellt werden konnte. Die Transportarbeiten wurden noch auf Feldgleisen mit Loren abgewickelt. Man erzählt sich, daß seit dieser Zeit alle Höfe in der Nachbarschaft der Baustelle Betonfußböden haben.
Gleichzeitig griffen die Straßenbauverwaltungen der Länder Hamburg und Schleswig-Holstein ab 1949 die Gedanken zur Lösung der Verkehrsprobleme auf der Bundesstraße 5 (ehemals Reichsstraße 5) in und um Hamburg wieder auf. Hamburg plante die heutige A 23 zunächst als Umgehung von Eidelstedt. Beginnend an der A 7 führte die vierstreifige Straße, die 1964 für den Verkehr freigegeben wurde, bis unmittelbar hinter die Landesgrenze bei Krupunder.
Noch bis zum Ende der sechziger Jahre dauerte es, bis auch in Schleswig-Holstein der Verkehr von der alten nur sechs Meter breiten Bundesstraße mit ihrer Kleinpflasterdecke und den engen, winkligen Ortsdurchfahrten auf einen neuen Straßenzug verlegt werden konnte. Die Planungen gestalteten sich außerordentlich schwierig. Aufgrund der engen örtlichen Gegebenheiten, der Rücksichtnahme auf die ausgedehnten Baumschulenflächen und der Anpassung an die modernen Verkehrsbedürfnisse wurden 7 Wahllinien für die in vier Abschnitten durchgeführte Planung untersucht, bis die endgültige Trasse von Krupunder bis nördlich Kummerfeld vorlag. Der erste Abschnitt Krupunder/Rellingen wurde schon vierstreifig gebaut. Die Kreuzungen wurden noch höhengleich ausgebildet und mit Signalanlagen gesichert. Ein erhöhtes Sicherheitsbedürfnis und die Anpassung an die weitere Planung als kreuzungsfreie Straße führten zur Anordnung eines Mittelstreifens mit einfacher Schutzplanke sowie Beleuchtung der Fahrbahn. Die Umgehung Pinneberg konnte 1968 noch zwei Jahre vor dem Abschnitt Krupunder/Rellingen für den Verkehr freigegeben werden.
Damit war ein Straßenzug mit fast autobahnmäßigem Standard geschaffen und mit der etwa zur gleichen Zeit in zwei Abschnitten – südlicher Teil als Bundesstraße 5 mit Störübergang bis 1967 und nördlicher Teil als Bundesstraße 204 bis 1974 – verwirklichten Umgehungsstraße von Itzehoe eine verbesserte Anbindung der Westküste erreicht. Landesraumordnungs- und Regionalplanung drängten aufgrund der weiteren Entwicklung auf den Bau einer Autobahn bis in den Westküstenraum nach Heide mit Weiterführung als Bundesstraße 5 über die Eider nach Nordfriesland sowie einen verbesserten Anschluß für den Wirtschaftsraum Brunsbüttel. Diesen Forderungen wurde im Ausbauplan für die Bundesfernstraßen in den Jahren 1971 bis 1985 Rechnung getragen.
Während für die Abschnitte von Pinneberg bis Itzehoe bereits die Entwurfsbearbeitung und der Bau der Autobahn vorangetrieben werden konnten, wurde nördlich von Itzehoe mit der Voruntersuchung für das Linienbestimmungsverfahren für die Streckenabschnitte der A 23 in den Kreisen Steinburg und Dithmarschen begonnen. 1975 konnte das nächste Teilstück von Kummerfeld bis Elmshorn dem Verkehr übergeben werden und fast gleichzeitig wurde die Umgebung Pinneberg/Rellingen zur Autobahn aufgestuft. Mit drei weiteren Abschnitten konnte Ende des Jahres 1981 der Anschluß an die Umgebung Itzehoe fertiggestellt werden.
Noch während des vierstreifigen Ausbaues der B 5 von Krupunder nach Rellingen erkannte man die Notwendigkeit, auch dieses Teilstück für die Zukunft kreuzungsfrei auszubauen. Nach langwierigen Vorplanungen und achtjährigem Ringen zwischen Verwaltungen, Verbänden und Bürgern konnte 1983 die Planung für diesen wohl schwierigsten Abschnitt mit einer für alle Beteiligten akzeptablen Lösung abgeschlossen werden.
Rund 50 Gebäude mußten dem Straßenbau weichen. Für die Umsiedlung der "Autobahngeschädigten" wurde eigens ein neues Bebauungsgebiet erschlossen. Die Herstellung der verschiedenen Brückenbauwerke, der neuen verbreiterten Fahrbahnen und der zahlreichen Lärmschutzanlagen unter gleichzeitiger Aufrechterhaltung des Verkehrs mit bis zu 40.000 Fahrzeugen am Tag forderten das ganze Können der Straßenbauer, damit bis Ende 1986 "Freie Fahrt" gegeben werden konnte.
Nach 20 Jahren wird nun der letzte große Abschnitt der A 23 von Itzehoe bis Heide seiner Bestimmung übergeben werden. Ließ sich die Linienführung östlich im Kreis Steinburg durch vorgegebene Zwangspunkte noch zügig abschließen, mußten im Kreis Dithmarschen aufgrund der sensiblen ökologischen Situation über 10 Wahllinien entwickelt werden. Eine Besonderheit war hierbei sicher auch, daß eine schon vom Bundesminister für Verkehr bestimmte Linie wieder verworfen wurde. In vier Planungsabschnitte unterteilt, erfolgte die Fertigstellung in sieben Baulosen von 1984 bis 1990.
Die jetzt begonnenen Umbauarbeiten am Autobahndreieck Hamburg-Nordwest zeigen, daß Verkehrsplanung eine ständige Anpassung an Verkehrsbedeutung und –bedürfnis erfordert. Seinerzeit als einfacher Gabelung der Autobahnen A 7 und A 23 angelegt, ließ es nur Fahrten in die Hauptverkehrsrichtungen zu. Ohne die Autobahn verlassen zu müssen, war es dem Autofahrer aus Richtung Flensburg nicht möglich, in Richtung Itzehoe/Heide weiterzufahren – oder umgekehrt. Zur Zeit wird das Dreieck so umgestaltet, daß es auch diesen Verkehrsbedürfnissen gerecht wird. Damit wird das untergeordnete Straßennetz in diesem dicht besiedelten Gebiet entscheidend entlastet.
Als Zukunftsaufgabe verbleibt den Straßenbauern an der A 23 noch der Ausbau der Umgehungsstraße Itzehoe im Bereich der Störüberquerung zur Autobahn.
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