Planung und Linienführung

In der Planung der Bundesautobahnen war bereits 1962 eine Fortführung der Strecke Dortmund - Gießen als spätere Netzergänzung bis zur A 3 bei Aschaffenburg enthalten. Eine generelle Linienführung der ca. 72 km langen Verbindung konnte im Rahmen der in den Jahren 1963 - 65 durchgeführten Verkehrsuntersuchung vorgeschlagen werden. In Ergänzung hierzu wurde 1966 - 67 eine „Untersuchung der Verkehrsbeziehungen im Abschnitt B 40 — BAB Frankfurt - Nürnberg - für die BAB Dortmund -Gießen - Hanau - Seligenstadt/Aschaffenburg" erforderlich Dabei wurden 7 Planungsfälle behandelt, die im Süden mit der Anbindung der A 45 an die A 3 endeten. Der weiteren Bearbeitung wurde schließlich der „Planungsfall 6" zugrunde gelegt, der dann in seinem südlichen Teil nahezu unverändert blieb und damit die Lage des Mainüberganges und des Anschlusses an die A 3 festlegte. In den folgenden Jahren konnten die Voruntersuchungen über die Linienführung abgeschlossen werden. 1968 erhielt die hessische Landesplanungsbehörde die erforderlichen Unterlagen für ihre Stellungnahme und auch für den bayerischen Streckenteil wurde mit der Einleitung der Raumordnungsverfahren begonnen. Für den Bereich zwischen der B 40 bei Langenselbold und der hessischbayerischen Landesgrenze mußte die neu konzipierte Autobahn Frankfurt - Fulda in die Planung einbezogen werden. Gemeinsam mit den betroffenen Gemeinden und zahlreichen anderen Beteiligten wurde in umfangreichen Verhandlungen das endgültige Konzept für den großen Verkehrsknoten ostwärts von Hanau erarbeitet. Schließlich konnte für den letzten Abschnitt die Linienführung nach § 16 Fernstraßengesetz durch den Bundesminister für Verkehr Anfang 1972 bestimmt werden:

Linienführung

Als oberster Grundsatz für die Trassierung wurde angestrebt, zur Gewährleistung eines optimalen Immissionsschutzes größtmöglichen Abstand von den Städten und Ortschaften zu halten. Gleichzeitig waren die Interessen der insbesondere in der Wetterau hochentwickelten Landwirtschaft, der Forstwirtschaft, der Wasserwirtschaft, der Kies- und Tongewinnung, des Braunkohlenabbaues, der Wasserversorgung und nicht zuletzt der Naherholung bei der Trassenfindung zu berücksichtigen.

Die Linie durchzieht von Norden die ostliche Wetterau, quert die südwestlichen Ausläufer des Vogelsberges und verbleibt bis zum Main westlich des Spessarts. In Fortsetzung der von Wetzlar und Gießen kommenden Strecke werden Stadt und Burgruine Münzenberg von der Trasse im Osten umgangen und sodann der Wohnbacher Gemeindewald durchquert. Zwischen Wölfersheim und Berstadt verläuft die A 45 durch ein Braunkohlenrevier, wobei der nicht abgebaute Rücken zwischen den Bruchfeldern (dem früheren Abbau unter Tage) und dem jetzigen Tagebau als Zwangspunkt festgelegt wurde. Nach Kreuzung des Horlofftales, in dem geologische Schwierigkeiten zu überwinden waren, wird das große Waldgebiet westlich des Wannkopfes durchfahren und schließlich das Niddatal erreicht. Zwischen Staden und Niedermockstadt geht die Autobahn nach Überwindung der Wasserscheide in das Tal der Nidder über. Im Ronneburger Hügelland folgt die Trasse dem bewegten Gelände und erreicht bei Langenselbold das Kinzigtal.

Für die Weiterführung der A 45 aus diesem Raum nach Süden war ursprünglich eine Trasse ostwärts von Niederrodenbach mit einem Anschluß an die B 8-neu nordostwärts von Kahl vorgesehen. Damit wäre der Naturpark Hessischer Spessart sowohl durch die Trasse der A 45 in Nord-Süd-Richtung als auch durch die ebenfalls geplante B 8 neu diagonal von zwei neuen Straßen durchschnitten worden Mit der Ergänzung des Autobahnnetzes durch die Strecken Frankfurt - Hanau (A 66) und Dieburg - Hanau (A 683) wurde auch eine Umplanung der A 45 im Hinblick auf eine optimale Verknüpfung mit diesen genannten Strecken erforderlich

Um landwirtschaftlich genutztes Gelände weitgehend zu schonen und ausreichenden Abstand zu den Ortslagen herzustellen, nicht zuletzt aber auch in Verbindung mit dem Landschaftsschutz, wurde die Trasse der A 45 in den Bereich der Kinzig gelegt, was wiederum wasserbautechnische Maßnahmen mit einer längeren Flußverlegung und die Berücksichtigung der schwierigen Hochwasserabflußverhältnisse erforderlich machte Durch den weiteren Verlauf der Autobahn am westlichen Rand des Naturparkes „Hessischer Spessart" konnte dieser als geschlossene Waldfläche erhalten bleiben und die Waldinanspruchnahme wurde auf ein Mindestmaß beschränkt.

Von diesem Verkehrsknoten bei Hanau führt die Trasse im Emmerichshofener Wald auf bayerisches Gebiet. Mit Kahl, Groß-Welzheim. Dettingen und Kleinostheim ist eine dichte Folge von Siedlungen entlang des Mains aufgereiht; in gleicher Weise folgen Alzenau, Wasserlos und Hörstein am Fuße des Spessarts. Die Autobahntrasse wurde daher in die Mitte dieser 2 - 3 km voneinander entfernten Siedlungsketten gelegt. Weiter südlich liegt Kleinostheim zwischen den ersten Anhöhen des Spessarts und dem nahe heranrückenden Main Hier kreuzt die Trasse den Fluß im Bereich eines Kies- und Tonwerkes und trifft dann auf die Autobahn Frankfurt - Würzburg. Die gewählte Knotenpunktsform berücksichtigt eine spätere Weiterführung der Strecke durch den Odenwald in Richtung Stuttgart.

Die Trasse liegt auf ca. 56 km Länge in Hessen, durchquert ca. 12 km lang bayerisches Gebiet und verläuft dann wieder 4 km in Hessen.

Gradiente

Um die Autobahn harmonisch in das Landschaftsbild einzufügen, wurde die Trasse nicht nur im Grundriß, sondern auch mit ihrer Gradiente günstig an die Geländeformen angepaßt.Trotz des zum Teil sehr hügeligen Geländes bleibt die Längsneigung unter 4% und die Zahl der großen Einschnitte konnte gering gehalten werden.

Querschnitt

Die Planung erfolgte für einen Regelquerschnitt mit 37,50m Kronenbreite, Jede Richtungsfahrbahn weist aber zunächst nur 2 Fahrstreifen und einen Standstreifen auf. Die Breite des Mittelsteifens beträgt 12,50m. Damit ist eine spätere Verbreiterung der Strecke auf 2x3 Fahrstreifen möglich, die dann zum Mittelstreifen hin erfolgen würde. Eine solche Ausbauform hat den Vorteil, daß im Bereich der Anschlußstellen und an den Brückenbauwerken bei einer späteren Streckenverbreiterung keine wesentlichen Umbauarbeiten mehr notwendig sind.

Neben den Verknotungen mit dem Autobahnnetz an den beiden Endpunkten und dem Kinzigkreuz ostwärts von Hanau haben die anderen Anschlußstellen an das übrige Straßennetz nur regionale Bedeutung Sie sind mit Ausnahme des Anschlusses bei Mainhausen als halbe Kleeblätter entworfen

Gambacher Kreuz A 5/ A 45

Das Gambacher Dreieck als vorläufiger Endpunkt der Sauerlandlinie Dortmund - Gießen wurde schon daraufhin geplant und gebaut, daß ein späterer Ausbau zu einem vollen Autobahnkreuz möglich war.

Der bisherige Anschluß der A 45 an die A 5 erfolgte über Direktrampen aus Richtung Dortmund in Richtung Frankfurt und umgekehrt. Die Weiterführung der A 45 in Richtung Aschaffenburg machte nun die Vervollständigung zum Kreuz notwendig. Dabei sind die Verkehrsbeziehungen von der Sauerlandlinie zurA5-A48-A7 in Richtung Bad Hersfeld - Kassel von vornherein außerordentlich gering.

Außerdem stehen dafür ab 1979 wesentlich kürzere Wege über die A 480 und A 48 im Raum Wetzlar - Gießen - Reiskirchen zur Verfügung, so daß im Gambacher Kreuz auf diese Fahrbeziehungen verzichtet wird. Im Interesse der betrieblichen Erfordernisse für die Straßenunterhaltung und den Polizeieinsatz werden jedoch sparsam dimensionierte Betriebsrampen für diese Verbindungen angelegt.

Das Gambacher Kreuz wird noch an Bedeutung gewinnen, wenn sich der Verkehr auf der A 5 von Norden durch Neubaumaßnahmen, die das Autobahnnetz ergänzen, verstärkt. Für eine spätere Erweiterung der A 5 und auch der A 45 auf 6 Fahrstreifen ist im Kreuzungsbereich bereits Vorsorge getroffen.

Anschlußstelle Münzenberg B 488

Mit dieser Verknotung der B 488, nur 2 km nach dem Gambacher Kreuz, wird der östliche Teil des Lahn-Dill-Kreises mit der Stadt Lich sowie der nördliche Teil des Wetteraukreises mit der Stadt Butzbach an die A 45 angeschlossen. Der Bau einer späteren Umgehungsstraße für Eberstadt im Zuge der B 488 macht keine größeren Umbauarbeiten am Knotenpunkt erforderlich. Die Lage der Anschlußäste wurde nach Süden orientiert, da die Verkehrsbeziehungen von Lich und Butzbach etwa gleich groß zu erwarten sind. Außerdem sprach auch der geringe Abstand zum Kreuz Gambach für diese Anordnung.

Anschlußstelle Wölfersheim B 455

Der Anschluß der B 455 ist für den Raum Laubach und Hungen im Osten sowie für Wölfersheim und Echzell in dem hier durchfahrenen Braunkohlerevier von besonderer wirtschaftlicher Bedeutung Bedingt durch die in der Nähe verlaufende Bahnstrecke Friedberg - Hungen mußte die Bundesstraße 455 in ihrer Höhenlage verändert werden. Eine Umgehungsstraße für Berstadt ist zu einem späteren Zeitpunkt ohne Umbaumaßnahmen am Knotenpunkt realisierbar.

Anschlußstelle Florstadt B 275

Über diese Zufahrt ist das landschaftlich reizvolle und für Fremdenverkehr und Naherholung bedeutsame Gebiet des Vogelsberges mit den Städten Gedern, Nidda und Schotten sowie der Raum östlich von Friedberg und Bad Nauheim an die Autobahn angeschlossen.

Anschlußstelle Altenstadt B 521

Mit dieser Anschlußstelle im Nidderlal werden über die Bundesstraße 521 die Großgemeinde Altenstadt und mit der Stadt Büdingen eines der Zentren der Wetterau angebunden. Nach Osten wurde der Übergang in die Umgehungsstraße Lindheim vorgesehen. Dabei war auf die zweimal kreuzende Bundesbahnstrecke Bad Vilbel -Stockheim Rücksicht zu nehmen.

Anschlußstelle Langenselbold B 40 und Kinzigkreuz A 45/A 66/A 683 (Bulauknoten)

Wegen der besonderen verkehrlichen Zusammenhänge sind die Anschlußstelle Langenselbold und das Kinzigkreuz gemeinsam zu betrachten. Sie bilden zusammen einen Autobahnnetzknoten, in dem sich die A 45 Gießen -Aschaffenburg und die A 66 Frankfurt - Fulda kreuzen.

Aus den vielschichtigen Planungsbedingungen und zahlreichen Zwangspunkten wurde eine Knotenpunktsform entwickelt, bei der die beiden Autobahnen auf ca. 3 km Länge mit 3 Fahrstreifen für jede Richtung gebündelt verlaufen. Für die Verkehrsrichtung nach Fulda wird zunächst von der Anschlußstelle Langenselbold nach Osten die in diesem Teil bereits zweibahnig ausgebaute Bundesstraße 40 benutzt, und zwar bis westlich Geinhausen, wo dann wieder an die dort bereits vorhandene Teilstrecke der A 66 in Richtung Schluchten) - Fulda angeschlossen wird. Wegen der Stärke dieser Verkehrsbeziehungen wurde der Übergang zur A 45 nach Süden als Direktrampen ausgebildet. Damit wird auch gleichzeitig die Ortsdurchfahrt Ruckingen im Zuge der B 40 vom Durchgangsverkehr entlastet

Den südwestlichen Verzweigungspunkt von A 45 und A 66 bildet das Kinzigkreuz wo im Endzustand zusätzlich die A 683 in Richtung Hanau — Dieburg angeschlossen wird. Hier sind — außer der A 45 selbst — die Übergange zwischen A 66 und A 45 als dominierende Fahrbeziehungen direkt geführt, wie auch die A 683 direkt an die aus A 45 und A 66 gebündelte Strecke angeschlossen ist.

Anschlußstelle Alzenau St 2305

Die St 2305, die in der Anschlußstelle Alzenau mit der A 45 verbunden ist, führt von der B8 nördlich Kahl nach Osten in den Kahlgrund hinein und erschließt damit den Nordteil des bayerischen Spessarts mit den Orten Michelbach. Mömbris und Schöllkrippen. Durch die Anschlußstelle erhält die Stadt Alzenau und das insbesondere für den Erholungsverkehr wichtige Hinterland im Spessart eine günstige Anbindung an die Autobahn. Verbessert wird die Zufahrt noch durch den im Zusammenhang mit dem Autobahnbau in Angriff genommenen Bau einer Umgehung von Alzenau im Zuge der St 2305.

Anschlußstelle Karlstein St 2443

Mit der Anschlußstelle Karlstein wird die kreuzende St 2443 an die A 45 angeschlossen. Dadurch erhalten insbesondere die im Zuge der Gebietsreform zur Gemeinde Karlstein zusammengeschlossenen Orte Dettingen und Großwelzheim, die jetzt zur Stadt Alzenau gehörenden Orte Hörstein und Wasserlos sowie Kleinostheim eine günstige Zufahrt zur Autobahn. Auch für den Verkehr von und nach Kahl, soweit er nicht nach Norden ausgerichtet ist, sowie für den Erholungs- und Ausflugsverkehr zu den westlichen Ausläufern des Spessarts liegt die Anschlußstelle günstig.

Anschlußstelle Mainhausen L 2310/St 2442

Die Anschlußstelle ist als Kleeblatt konzipiert, um den künftigen zweibahnigen Straßenzug, der aus den Bundesstraßen B 448 und B 469 gebildet werden wird und der den Raum Offenbach/Seligenstadt mit dem Maintal bis Obernburg/Miltenberg verbinden soll, an die A 45 anzuschließen. Zunächst dient die Anschlußstelle dazu, die verlegte L 2310 bzw. St 2442 mit der A 45 zu verknoten.

Seligenstädter Kreuz A 3/A 45

Am Seligenstädter Kreuz wird die A 45 Gießen - Aschaffenburg mit der A3 Frankfurt/M. - Nürnberg verknotet Die Lage des Kreuzes ergibt sich aus dem Mainübergang und der künftigen Linienführung der A 45 nach Süden, die zunächst eng der Landesgrenze Hessen/Bayern folgt, um dann auf die Odenwaldhöhen zu steigen. Von dem geplanten Kleeblatt wurden zunächst nur die nördlich der A 3 gelegenen Tangentialrampen und die südlichen Schleifenrampen gebaut.