Allgemeines

 

Mit der Fertigstellung der rd. 4 km langen Teilstrecke Iserlohn-West – Hemer der Bundesautobahn A 46 (früher B 7 n) findet ein wichtiges Kapitel der Verkehrsplanung im Raum Hagen – Iserlohn seinen vorläufigen Abschluß.

 

Wenn auch die Weiterführung dieser Durchgangsautobahn vom Bundesminister für Verkehr schon seit dem 29.8.1974 in ihrer generellen Linienführung weit über Iserlohn hinaus bis in den Raum Brilon, das sind 70 km zusätzlich, "bestimmt" (Bundesfernstraßengesetz - § 16) werden konnte, so bildet doch der jetzt fertiggestellte Abschnitt zusammen mit der westlichen Anbindung an die BAB Sauerlandlinie (A 45) ein Kernstück der insgesamt 87 km langen Neubaustrecke. Dabei ist zu berücksichtigen, daß das gesamte Autobahnprojekt zwischen Hagen und Brilon aus einzelnen lokalen Entlastungsmaßnahmen, nämlich den früher geplanten Umgehungsstraßen zusammengewachsen ist. Solche Projekte waren die "Nordtangente Hohenlimburg – Letmathe – Iserlohn", die Umgehungsstraße Neheim-Hüsten, Umgehungsstraße Bruchhausen, Umgehungsstraße Brilon. Entsprechend ihrer Verkehrsbedeutung wurden die Umgehungsstraße Neheim-Hüsten (1959 – 1963) und die BAB-Strecke Hagen – Iserlohn (1966 – 1976) zuerst in Angriff genommen. Für den Abschnitt Iserlohn – Menden werden z.Zt. die baureifen Entwurfsunterlagen erstellt.

 

Die Planungen im Raum Hohenlimburg – Letmathe – Iserlohn reichen zurück bis in die Mitte der 30-er Jahre. Nachdem mit verschiedenen Unterbrechungen das Stadium der Vorstudien abgeschlossen war, begannen erst ab 1960 großräumige Untersuchungen, die auf die Neuplanung eines autobahnähnlichen Straßenzuges als "Ersatzbundesstraße" für die bestehende Bundesstraße 7 abzielten. In diesem Zusammenhang wurde nunmehr zwangsläufig der "Seiler See" zum Dreh- und Angelpunkt der Trassierung im Stadtgebiet Iserlohn. Die Entscheidung des Brückenschlages über den Seiler See ist sodann aus der Auswertung möglicher Alternativen als notwendige Konsequenz hervorgegangen.

 

Im vorliegenden Fall ist die ortsnahe Streckenführung der neuen Autobahn in besonderem Maß geeignet, das vorhandene Straßennetz innerhalb der bebauten Ortslage vom überörtlichen Verkehr zu entlasten und damit die Lebensqualität der entsprechenden Baugebiete zu erhalten. Wo dagegen durch die Neubaumaßnehme Belästigungen der hiervon berührten Anlieger ausgehen, bietet das Bundesimmissionsschutzgesetz die Möglichkeit, diese auf ein zumutbares Maß zu beschränken.

 

Für den Kraftfahrzeugverkehr ergibt sich der entscheidene Vorteil, daß sich die Fahrzeit zwischen Iserlohn und Hagen um etwa 50 % und zwischen Hemer und Hagen noch darüberhinaus verkürzt.

 

Verkehrsbedeutung

 

Die Verkehrsbedeutung der Neubaustrecke mit den Anschlußstellen "Iserlohn-West", "Iserlohn" und "Hemer" kann nicht isoliert von der seit eineinhalb Jahren in Betrieb befindlichen Heranführung aus Richtung Hagen und der Sauerlandlinie gesehen werden. Ebensowenig darf die geplante Weiterführung in Richtung Menden dabei außeracht gelassen werden. In dieser Gesamtkonzeption kommt der A 46 als Durchgangsautobahn folgende Bedeutung zu:

1. Entlastung der langen und direkt bebauten Ortsdurchfarten im Zuge der vorhandenen B 7.

2. Verbesserung der Infrastruktur des nördlichen Sauerlandes durch Verbindung seiner Wirtschafts- und Erholungsräume mit dem rheinisch-westfälischen Industriegebiet.

Wenn man weiter davon ausgeht, daß sich nicht nur der Durchgangsverkehr, sondern unter Ausnutzung der verkehrsgünstig gelegenen Anschlußstellen auch ein Teil des Nachbarortsverkehrs auf die neue Autobahn verlagern wird, so wird dies zu einer spürbaren Erleichterung im innerörtlichen Verkehr führen. Die Entlastungsfunktion der Autobahn wird durch die Anlehnung und Parallelführung an den Verlauf der vorhandenen Bundesstraße 7 auf ganzer Länge, verbunden mit der dichten Folge von Anschlußstellen im Abstand von durchschnittlich vier Kilometern, optimal begünstigt. Der Zubringerverkehr wird weitgehend verteilt und entflochten sowie die Anfahrtswege kurz gehalten. Diese Situation gestaltet sich in dem freigegebenen Abschnitt noch günstiger, da hier der Abstand der Anschlußstellen "Iserlohn-West", "Iserlohn" und "Hemer" im Mittel sogar nur rd. 2 km beträgt.

 

Zeitfolge

 

1959/60

Verkehrsuntersuchung zur Nordtangente Iserlohn einschl. Verlegung der B 236 n im Raum Letmathe durch das Ingenieurbüro Dr.-Ing. Scholz

1960/63

Untersuchungen über eine durchgehende Neuplanung der B 7 n Hagen – Neheim-Hüsten durch die Straßenbauverwaltung.

16.8.1965

Bestimmung der Linienführung Hagen – Iserlohn gem. § 16 Bundesfernstraßengesetz durch den Bundesminister für Verkehr.

1966

Baubeginn vom BAB-Kreuz Hagen bis zur Anschlußstelle Hohenlimburg-Ost.

1967/69

Baubeginn von der Anschlußstelle Hohenlimburg-Ost bis zur Anschlußstelle Iserlohn-West.

12.12.1968

Verkehrsfreigabe vom BAB-Kreuz Hagen bis zur Anschlußstelle Hohenlimburg-Ost.

1973

Baubeginn von der Anschlußstelle Iserlohn-West bis zur Anschlußstelle Hemer.

21.11.1974

Verkehrsfreigabe von der Anschlußstelle Hohenlimburg-Ost bis zur Anschlußstelle Iserlohn-West.

4.5.1976

Verkehrsfreigabe von der Anschlußstelle Iserlohn-West bis zur Anschlußstelle Hemer.

 

Linienführung und Trassierung

 

Um die Entlastung der engen, nicht ausbaufährigen Ortsdurchfahrten Hohenlimburg, Letmathe, Iserlohn im Zuge der vorh. B 7 zu erreichen, mußte eine ortsnahe, schnelle und leistungsfähige Ersatzstraße mit relativ geringem Knotenpunktabstand geplant werden.

 

Von der Sauerlandlinie kommend fällt die BAB A 46 in das Lennetal ab. Im Raume Hohenlimburg wurde eine seinerzeit noch vorhandene Baulücke zwischen den Ortsteilen Elsey und Henkhausen/Reh ausgenutzt. Sodann beginnt der Aufstieg zur nördlichen Umgehung von Letmathe/Iserlohn. Ein erster Hochpunkt liegt im Bereich des Stadtteils Letmathe-Nordfeld. Von hier aus muß die Straße zunächst wieder fallen, um die B236 (Schwerter Straße) in Letmathe anbinden zu können. Im weiteren Verlauf steigt die Gradiente an und erreicht im Raume Iserlohn den Geländesattel und die Bebauungslücke zwischen den Stadtteilen Dördel und Nußberg. Hier wird die Dortmunder Straße (L 648, früher L 1264) mit der Autobahn verknüpft, die Anschlußstelle hat die Bezeichnung "Iserlohn-West", in deren Verlängerung sodann die rd. 4 km lange Neubaustrecke liegt.

 

Die Trassenführung der Neubaustrecke zwischen Iserlohn-West und der Anschlußstelle Hemer, bei Bilveringsen noch im Stadtgebiet Iserlohn gelegen, wird im wesentlichen vom Verlauf des Ortlohntales und von der Hanglage am Ostufer des Seiler Sees sowie durch die beiderseits vorhandenen Baugebiete bestimmt, woraus sich die Durchfahrt durch das Gebiet des Seiler Sees ergibt. Eine südliche Umgehung des Seiler Sees mit Umlenkung der Autobahn aus Richtung Wittekindstraße in Richtung des neuen städtischen BAB-Zubringers "Schwerter Straße" und erneuter Umlenkung in Höhe des Schleddenhofes in Richtung Hemer konnte aus Gründen der Planungsgrundsätze für den Autobahnbau sowie im Hinblick auf die städtebaulichen Gegebenheiten in diesem Raum von vornherein nicht infrage kommen. Ein Ausschwenken der Autobahn nach Norden hätte ebenfalls einen starken Eingriff in das städtebauliche Gefüge zur Folge gehabt. Dabei wäre die angestrebte Entlastung des städtischen Straßennetzes besonders im Bereich der B 7 und deren Nebenstrecken nicht zu erreichen gewesen, so daß die Autobahn für den Raum der Kernstadt von Iserlohn und darüberhinaus für Hemer und Deilinghofen ohne Bedeutung gewesen wäre. Auch im unmittelbaren Seegebiet hätte, ohne Berücksichtigung der vorgenannten Zwangspunkte, eine nur geringfügig nach Norden verschobene Trasse den Bereich unterhalb des Staudammes beeinträchtigt und einen starken Einschnitt in den Seiler Wald verursacht.

 

So ergibt sich die Lage für das Brückenbauwerk über den See zwangsläufig; zudem bildet die Verknüpfung der vierstreifigen Nord-Süd-Achse B 233 n / Schwerter Straße eine planerisch sinnvolle Einheit. Dabei wurde erreicht, die Verwirklichung des neuen Schul- und Sportzentrums am Hemberg nicht zu behindern und eine optimale Anpassung der westlichen Randzone des Sees an die neue Verkehrssituation zu ermöglichen.

 

Auch östlich des Sees erfolgt nur der unbedingt erforderliche Eingriff in das Erholungsgebiet. Teile des bestehenden Bewuchses konnten erhalten werden, während die entstandenen bis zu 41 m hohen Böschungsflächen nach pflanzensoziologischen und ingenieurbiologischen Gesichtspunkten bereits wieder voll und ganz bepflanzt worden sind.

 

Als Entwurfsgeschwindigkeit wurde Ve=100 km/h zu Grunde gelegt. Die Entwurfsgeschwindigkeit ist ein Richtwert, der nach dem Schwierigkeitsgrad des Geländes und nach der Verkehrsbelastung des Straßenzuges bestimmt wird, um die Kosten des Aus- und Neubaues in ein wirtschaftlich vernünftiges Verhältnis zu den technischen Schwierigkeiten und zur Verkehrsbedeutung der Straße zu bringen. Sie stellt damit in erster Linie einen Wirtschaftlichkeitsfaktor dar. Die Entwurfsgeschwindigkeit kann daher bei guten Fahrbahn- und Verkehrsverhältnissen gefahrlos überschritten werden.

 

Im Abschnitt Iserlohn ergaben sich folgende Trassierungsgrenzwerte:

min. Kurvenradius: 1200 m

max. Längsneigung: 3,5 %

min. Kuppenhalbmesser: 20000 m

min. Wannenhalbmesser: 30000 m

max. Querneigung der Fahrbahn: 2,5 %

 

Als Regelquerschnitt wurde ein RQ 28,5 gewählt. Die Leistungsfähigkeit dieses Querschnittes läßt es unter Berücksichtigung der prognostizierten Verkehrsmenge zu, daß trotz der Steigungen auf die Anlage von dritten Fahrstreifen ("Kriechspur") für den steigungsabhängigen Verkehr verzichtet werden konnte.

 

Anschlußstellen

 

Die Anschlußstelle "Letmathe" verknüpft nördlich des Stadtkern die B236 (Schwerter Straße) mit der Autobahn. Wegen der Nähe zur vorhandenen Bebauung wurde die südliche Fahrbahn der BAB (Fahrtrichtung Hagen – Iserlohn) über zwei Parallelrampen angebunden. Bis zur späteren Verkehrsfreigabe der B236n (Richtung Altena) wird sich der Anschlußstellenverkehr etwa zur Hälfte nach Norden und zur Hälfte nach Süden orientieren. Nach dem Bau der B236n wird sich das Verhältnis geringfügig zugunsten der Anbindung nach Norden verschieben. Aus Gründen der Verkehrssicherheit ist eine Signalisierung der Schwerter Straße im Einmündungsbereich der BAB-Rampen und der städt. Auchelerstraße erforderlich.

Die Anschlußstelle "Letmathe-Oestrich" kann noch nicht für den Verkehr freigegeben werden. Wegen des baulichen Zusammenhanges wurden zunächst nur das Kreuzungsbauwerk, die Erdarbeiten und die Entwässerung gleichzeitig mit dem Bau der BAB A46 ausgeführt. Nach dem Bau der B236n werden die Ortsteile Letmathe-Oestrich und Letmathe-Grüne über vorgesehene Anschlußstellen an der Hellwegstraße und bei Ellebrecht indirekt an die BAB angebunden. Die B236n wird Kraftfahrstraße.

Die Anschlußstelle "Iserlohn-West" nimmt mit der Verkehrsfreigabe des östlichen Abschnittes ihre Funktion voll auf. Der Anschlußstellenverkehr wird sich etwa zur Hälfte in Richtung Stadtmitte und zur Hälfte in Richtung Gerlingsen/Iserlohner Heide orientieren. Aus Gründen der Sicherheit und Leichtigkeit des Verkehrs ist eine Signalanlage der Rampeneinmündungen an der 4-streifigen Basisstraße (Dortmunder Straße) installiert worden. Hier verbleibt es zunächst bei der jetzigen Verkehrsführung, die für den Durchgangsverkehr in Richtung Menden und Arnsberg die Route über Iserlohner Heide und Sümmern vorsieht, wodurch eine bessere Verkehrsentflechtung im Raum zwischen Iserlohn und Menden angestrebt wird.

An der Anschlußstelle "Iserlohn" erfolgt die Verknüpfung mit dem ca. 450 m langen Teil der künftigen Autobahn (B 233 n) Iserlohn – Unna, die südlich des Anschlußstellenbereiches in die neue städtische, vierstreifige Schwerter Straße übergeht. Die Einmündungen der Anschlußstellenfahrten in die B 233 n werden aus Gründen der Verkehrssicherheit mit Lichtsignalanlagen versehen.

Die Anschlußstelle "Hemer" stellt im heutigen Bauzustand für den über das Ende der Baustrecke hinaus gerichteten Verkehr den Übergang von der neuen Autobahn auf die bestehende Bundesstraße dar. Die Verknüpfung der Richtungsfahrbahnen der BAB A 46 mit der B 7 erfolgt über die entsprechenden Rampen der für den endgültigen Zustand vorgesehenen Anschlußstelle (Trompete). Diese Anschlußstelle wird auch nach dem Weiterbau in Richtung Menden die Hauptanschlußstelle für den Raum Hemer und Deilinghofen in westlicher Richtung bleiben.

 

Der Autobahnzubringer im Zuge der künftigen B 233 n

 

Die B 233 n ist als durchgehende Nord-Süd-Verbindung zwischen der BAB A 2 (Ruhrgebiet – Hannover) und der BAB A 46 als Bundesautobahn geplant; sie muß jedoch in der Verwirklichung eindeutig hinter dem Bau der West-Ost-Linie Hagen – Neheim-Hüsten zurückstehen. Die frühzeitige Bestimmung ihrer Linienführung durch den Bundesminister für Verkehr gem. § 16 – Bundesfernstraßengesetz am 25.6.1970 war notwendig, um die Verknüpfungsbereiche mit der Autobahn Ruhrgebiet – Kassel (A 44) und der Autobahn im Raum Hagen – Iserlohn (A 46) eindeutig zu fixieren. Tatsächlich wurde bereits ein ca. 4 km langes Teilstück dieser Autobahn bei Unna-Ost im Zusammenhang mit der Eröffnung der BAB A 44 (Ruhrgebiet – Kassel) Ende 1972 dem Verkehr zur Verfügung gestellt.

Ebenso wurde nunmehr im Bereich der Anschlußstelle Iserlohn ein ca. 500 m langes Teilstück zur Schaffung einer funktionsfähigen Anschlußstelle erstellt. Dabei wird die B 233 n bis zum späteren Weiterbau nördlich der BAB A 46 provisorisch an die K 4354 angeschlossen, während der städtische Zubringer südlich der BAB A 46 bereits im endgültigen Zustand fertiggestellt ist. Diese beiden Neubaumaßnahmen erforderten vorab eine Verkehrsumlagerung im Bereich des angeschlossenen städtischen Straßennetzes, insbesondere der Seeuferstraße und wurden daher bereits im Bauzustand seit 19.12.1975 provisorisch in Betrieb genommen.

Im Endausbau soll die B 233 n einmal eine wichtige Querspange zwischen den fünf nachstehenden West-Ost-Linien bilden:

A 2 Ruhrgebiet – Hannover östlich des Kamener Kreuzes (vorhanden)

A 42 Emscher – Schnellweg bei Bönen (geplant)

A 44 Ruhrgebiet – Kassel (vorhanden)

A 44 Düsseldorf – Dortmund bei Unna (geplant)

A 46 Hagen – Brilon bei Iserlohn (vorhanden)

Diese Autobahnplanung kann somit in der Zukunft als Verteilerschiene am Übergang des weitmaschigen Autobahnnetzes des sog. flachen Landes zu dem dichten Schnellstraßennetz im Ballungsraum des Ruhrgebietes dienen. Gleichzeitig bieten sich damit für den engeren Einzugsbereich von Iserlohn mit Sümmern sowie Menden und Fröndenberg günstige Entwicklungsmöglichkeiten.