Geschichte der A 92
Im Gegensatz zur "Donautal-Autobahn A 3" zwischen Regensburg und Passau, die von Anfang an Bestandteil des planten Autobahnnetzes war ("Kraftwagenstraßennetz Deutschland", Studiengesellschaft für Automobil-Straßenbau 1926), entstand die Konzeption einer Autobahnverbindung entlang der Isar von München nach Deggendorf erst Ende der sechziger Jahre. Der Ausbauplan für die Bundesfernstraßen, der für den Zeitraum von 1959 bis 1970 Gültigkeit hatte, sah für diese Straßenverbindung den sogenannten größeren Um- und Ausbau der Bundesstraße 11 in den Abschnitten Freising – Landshut und Wallersdorf – Deggendorf sowie einen Zwischenausbau in den Abschnitten München – Freising und Landshut – Wallersdorf vor. Die Planung der A 92 begann demnach als Bundesstraße 11.
Bereits 1968 wurde für die 5 km lange zunächst einbahnige Umgehung von Wallersdorf mit dem Bau begonnen. Am 1. März 1969, anläßlich des 1. Rammschlages für die Autobahnbrücke im Zuge der A 3 über die Donau bei Schalding, gab der Bundesminister für Verkehr bekannt, daß der geplante Neubau für die B 11 nun im Rahmen des neuen Ausbauplanes als Bundesautobahn A 120 München – Deggendorf vorgesehen sei. Noch im März 1969 wurde dann die Verbindung "München – Deggendorf" auf Betreiben Bayerns im Rahmen der Vorbereitung des "Gesetzes über den Ausbau der Bundesfernstraßen in den Jahren 1971 bis 1985" mit dem dazugehörigen Bedarfsplan für die Bundesfernstraßen in das geplante Autobahnnetz aufgenommen. Ebenfalls schon 1969 wurden die Arbeiten für die 2. Fahrbahn des Bauloses Wallersdorf vergeben. Mit den Bauarbeiten des restlichen 6 km langen Abschnittes Wallersdorf – Sautorn wurde 1970 begonnen. Die gesamte fast 11 km lange Teilstrecke wurde am 9. November 1972 dem Verkehr übergeben und dann bald unter dem Namen "5-Minuten-Autobahn" bekannt.
Wie dringlich diese Autobahnverbindung von der bayerischen Straßenbauverwaltung behandelt wurde, kann daraus ersehen werden, daß bereits im Oktober 1969 die Durchführung des Raumordnungsverfahrens für die gesamte Strecke beantragt wurde. Das Verfahren konnte im Februar 1970 bzw. Januar 1971 positiv abgeschlossen werden. Im Mai 1971 bestimmte der Bundesminister für Verkehr die Linie nach § 16 Bundesfernstraßengesetz für die "A 120 München – Deggendorf".
Die südlichste Teilstrecke der A 92 vom Autobahnring München bis zum Mittenheimer Weg in Unterschleißheim war als Spange Oberschleißheim zunächst funktionell und haushaltsrechtlich im Zusammenhang mit der A 99 Autobahnring München zu sehen. Der 4 km lange Streckenabschnitt der Spange Oberschleißheim wurde in einer 1. Ausbaustufe im Jahre 1970 begonnen. Der Aushub aus der Olympia-Ruderregattaanlage fand als Dammschüttmaterial Verwendung. Dieser Abschnitt wurde in Teilen rechtzeitig zu den Olympischen Sommerspielen 1972 gebaut und diente auch zur Erschließung der Ruderregattaanlage.
Im Raum Landshut sollte die Autobahn nach dem Raumordnungsverfahren aus dem Jahre 1969 auf einer stadtnahen Trasse durch eine Lücke zwischen den Bebauungsgebieten von Altdorf und Landshut geführt werden. Südlich von Müschnerau durchquerte diese Trasse die äußere Schutzzone des Wasserschutzgebietes der Trinkwasserversorgung der Stadt Landshut. Schon frühzeitig war klar, daß sich die raumgeordnete Trasse nachteilig auf die städtebauliche Entwicklung auswirken wurde und daß zur Einhaltung der Bestimmungen des Lärmschutzes die Autobahn zwischen Altdorf und Landshut in einem über 1 km langen Tunnel hätte geführt werden müssen. Diese Tunnellösung hätte nicht nur wesentlich höhere Baukosten erfordert (Grundwasserwanne), sondern auch laufende Unterhaltungskosten für Beleuchtung und Belüftung.
Im Jahre 1974 wurde daher in einem ergänzenden Raumordnungsverfahren eine Trassenführung untersucht, die in einem weiten Bogen Eugenbach, Altdorf und die Stadt Landshut im Norden umgeht. Diese Linienführung der Autobahn ist zwar länger als die stadtnahe Trasse, schont aber die Siedlungsgebiete von Landshut und Altdorf und erfordert geringere Aufwendungen für den Lärmschutz. Die von der Höheren Landesplanungsbehörde am 23. September 1974 positiv begutachtete Linie wurde den weiteren Planungen zugrunde gelegt.
Erst im Jahre 1978 konnten drei weitere Abschnitte mit einer Gesamtlänge von 27 km dem Verkehr übergeben werden. Es waren dies die Abschnitte von Feldmoching bis Oberschleißheim, von Neufahrn bis Freising-Ost und von Plattling-West bis zur A 3 nahe Deggendorf. Die 10 km lange Lücke zwischen Oberschleißheim und Neufahrn wurde im Dezember 1980 geschlossen.
Die so wichtige Umfahrung von Landshut zwischen Moosburg und Essenbach wurde mit einer Länge von 21 km im Oktober 1984 eröffnet. Der Grund für die lange Bauzeit lag vor allem in Finanzierungsschwierigkeiten in den Jahren 1981 und 1982, die sich aus starken Mittelkürzungen im Bundesfernstraßenhaushalt ergaben. Mit der Fertigstellung dieses Abschnittes trat eine wesentliche Verbesserung für den Verkehr zwischen München und Deggendorf ein, da das "Nadelöhr" der 6 km langen Ortsdurchfahrt von Landshut beseitigt war.
Dann setzte ein atemberaubender Endspurt ein. 1987 konnten gleich zwei Abschnitte (Landshut – Dingolfing und Freising – Moosburg) mit 42,5 km dem Verkehr übergeben werden. Nur 16 Monate später folgte der Abschnitt zwischen Dingolfing und Wallersdorf mit 21 km. Die Bauzeit hierfür betrug lediglich 21 Monate.
Mit der Verkehrsübergabe des Abschnitts Wallersdorf – Sautorn im November 1972 wurde das erste Teilstück einer 2bahnigen Bundesautobahn in Niederbayern eröffnet. Mit der Stadteinfahrt Deggendorf und der neuen Donaubrücke Fischerdorf ist nun die A 92 in gesamter Länge hergestellt.